Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

    
KLEIN-AUHEIM 95 
zehen des göttlichen Kindes berühren. Das Haupt der Madonna schmückt eine 
Krone: die Mutter des Herrn ist sonach als Himmelskönigin dargestellt. Die 
Hände sind schlank und von trefflicher Modellirung. Das Haar ist aufgelöst 
und fliesst theils über Schultern und Rücken herab, theils bedeckt es in ge- 
schwungener Flechte den rechten Arm. Der Ausdruck im Antlitz von Mutter und 
Kind ist seelische Lieblichkeit und Reinheit der Empfindung. Das Gewand der 
Madonna fällt in edlem Wurf herab und hüllt die Füsse sowie den mittleren Theil 
des Halbmondes ein, dessen beide Spitzen nach den Seiten hervortreten. Ob- 
gleich die Gewandung an dieser Stelle von der für die Entstehungszeit charakte- 
ristischen, geknitterten Faltenbrechung nicht frei ist, wirkt die Entwickelung der 
Draperie keineswegs störend und die Gewandmotive behalten die nöthige Ruhe. 
Ein gleiches gilt von dem Mantel, welcher von den Schultern bis zu den Füssen 
frei herniederwallt und auf der einen Seite von der Hand der Madonna so auf- 
genommen wird, dass auch hier die Falten in vollem Wurf herabfliessen. Das 
Werk ist erfüllt von Schönheitssinn. Die stylistische Auffassung hält sich in klaren 
einfachen Formen und bleibt frei von den Uebertreibungen , welche sonst, beson- 
ders was den Faltenwurf betrifft, in der Holzplastik der Epoche nicht selten sind. 
Schade. dass die an der Statue vorgenommene moderne Polychromirung des 
Guten zu viel gethan hat. Ohne die gehäuften goldenen Blumen auf dem Ge- 
wande und ohne die unrühigen Linearmuster mit kreuzförmigen Füllungen auf 
dem Mantel, was Alles einen verwirrenden Eindruck macht, würde die künstlerische 
Wirkung des edelschönen Werkes ungleich bedeutender sein und einen ungetrübten 
Genuss gewähren. 
Die Sakristei bewahrt ein Vortragkreug mit dem Bilde des Erlösers, ein 
Werk der Holzplastik des 18. Jahrhunderts ohne besondere künstlerische Vorzüge. 
Der gleichen Zeit gehört eine silbervergoldete Monstrang an, in der die ganze 
Renaissancezeit hindurch beliebten Gestalt einer strahlenden Sonne. Ueber der 
Lunula thront unter einem Baldachin die in Silber getriebene Gruppe der heiligen 
Dreifaltigkeit mit verehrenden Engeln an den Seiten ; darunter erscheint Maria mit ge- 
faltenen Händen. Die Vertheilung von Silber und Gold ist wohlabgewogen und 
tadellos im Figürlichen wie im Ornamentalen. Als Erzeugnisse der Paramentik 
und zwar der Textilkunst des 18. Jahrhunderts mögen drei Kaseln erwähnt sein, 
von denen die eine buntfarbige Blumenornamente mit Silberbrokat auf weissem 
Seidengrund, die zweite Vegetativ-Motive in Goldbrokat auf rothem Grund, und 
die‘ dritte Rankenwerk auf grünem Grund in Plattstichmanier ausgeführt zeigt. 
Zwei in den Strassen des Ortes aufgerichtete Boldstöcke aus dem vorigen 
Jahrhundert haben weder Anspruch auf archäologische Beachtung noch auf Kunst- 
werth. — Im Volksmund lebt die Ueberlieferung von einem ehemaligen Schlossbau 
in Klein-Auheim. Eine Strasse des Dorfes heisst allerdings Schlossstrasse. Allein 
es fehlt jener Ueberlieferung sowohl in urkundlichem wie baulichem Betracht an jeder 
Beeründunge. — Von der Römerstrasse, die längs des linken Mainufers in der 
ö ö ö 
Richtung von Miltenberg bis Klein-Steinheim angenommen wird, sind zu Klein- 
Geräthe und 
Paramente 
Bildstöcke. 
Strassen 
    
   
   
    
   
   
   
   
   
    
    
   
   
   
   
    
   
   
    
  
  
   
  
   
  
   
  
  
    
   
   
  
  
   
  
   
  
  
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ran a ne en an Fun 
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