Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

    
   
   
   
  
    
  
   
    
   
    
  
    
  
    
   
    
    
    
    
    
   
      
   
     
   
     
       
      
     
    
   
      
   
      
    
    
    
   
      
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der Figur des Heilandes zweifelsohne als spätgothische Nachklänge anzusehen 
sind, sprechen die Falten des Lendentuches, die stylistische Behandlung der Neben- 
figuren und die Formen des Untersatzes ebenso entschieden für den Beginn der 
Kunst der Renaissance. Die Entstehung des Werkes dürfte sonach in die ersten 
Decennien des 16. Jahrhunderts zu setzen sein. 
Unter den liturgischen Geräthen und Gefässen verräth die theils aus ver- 
goldetem, theils aus versilbertem Messing bestehende Monstrang das Gepräge des 
Rococo-Ursprunges, ebenso in der die Lunula umgebenden Strahlenglorie, wie in 
dem reichen, bewegten Arabeskenwerk des Fusses, Im oberen Theil der Glorie 
erscheinen unter einem Baldachin die erste und die dritte Person der Trinität in 
herkömmlicher Auffassung; an den Seiten stehen der h. Joseph und der h. An- 
tonius von Padua; im unteren Theil schliesst die Madonna mit dem Jesuskind 
den Kreis der symmetrisch um die Lunula geordneten Reliefiguren ab. — Ein 
silberner Spezsekelch ist eine mit Arabesken gezierte Arbeit des Barockstyles, 
während ein Messkelch aus vergoldetem Kupfer als eine dürftige Leistung des 
gewöhnlichen Zopfstyles sich zu erkennen gibt, an welcher selbst die Blätterkränze 
um Schaale und Knauf keinen Ersatz für den Mangel an Formenschönheit zu 
bieten vermögen. — Ein im neugoöthischen Tabernakel des vorerwähnten Neben- 
altars aufbewahrtes, 25 cm hohes silbernes Relgwar der h. Lucia, stammt aus 
Venedig und zeigt im Aufbau wie im Figürlichen und Örnamentalen die klassi- 
cirenden Formen aus dem Uebergang vom 18, in’s 19. Jahrhundert. Zwei auf 
einem Podium knieende Engelfiguren halten den von ihren Händen leicht ge- 
stützten, mehr schwebenden als getragenen Reliquienschrein. Derselbe ist in der 
Grundform cylindrisch gestaltet und von vier zierlichen toskanischen Säulchen um- 
geben. Ueber dem Reliquienbehälter schliesst eine mit einem Kreuz geschmükte 
Kuppel das Ganze ab. 
Die Kirche besitzt zwei Glocken, von denen die eine in grossen lateinischen 
Lettern folgende Umschrift trägt: 
AVE MARIA, GRATIA PLENA, DOMINVSTECVM. IM NAMEN GOTTES 
FLOSS ICH. PETER BACH VON WINDECKEN GOSS MICH 1741. 
Auf der kleineren Glocke steht in analogen Buchstaben die Inschrift: 
ES HAT MICH GEGOSSEN FRANZ PONCHON, GLOCKENGIESSER 
ZV ASCHAFFENBVRG 1777. ECCE 4 DOMINE, FVGITE PARTES 
ADVERSA; VICIT LEO DE TRIBV IVDA RADIX DAVID ALLELVJA. 
Im Pfarrhof befindet sich eine Statue der h. Lucia von zweidrittel Lebens- 
grösse, ein polychromirtes Werk der gothischen Holzplastik. Die Figur ist von 
bewegter Haltung und trägt als Attribute des Martyriums einen Dolch in der 
Rechten und eine Siegespalme in der Linken. Gewand und Mantel haben die 
von der altflandrischen Schule der Gebrüder van Eyck in die gesammte dar- 
stellende Kunst des 15. Jahrhunderts übergegangene brüchige und knitterige Be- 
handlung des Faltenwurfes. Die Statue der Kirchenpatronin stammt jedenfalls 
aus dem alten Gotteshaus und wird eine der ursprünglichen Beziehung entsprechende 
Wiederaufstellung im Inneren der Pfarrkirche erhalten. Ein Arucifixus, eben- 
falls im Pfarrhof, ist eine meisselfertig in Holz geschnittene Leistung der Barock- 
Kirchliche 
Geräthe und 
Gefässe 
Glocken 
  
  
 
	        
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