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NEU-ISENBURG
Der Ort ist regelmässig angelegt. Im Mittelpunkt des Strassen- und Häuser-
complexes dehnt sich ein freier Platz aus, auf welchem ehedem das Rathhaus
(s. u.) stand und jetzt ein Denkmal zur Erinnerung an die Betheiligung der wehr-
haften Isenburger an den ruhmreichen Kämpfen der Jahre 1870 und 1871 sich
erhebt. Auf diesem Platz münden die vier Hauptverkehrswege: Hirten-, Kronen-,
Löwen- und Pfarrstrasse.
Der erste Kirchenbau, dessen Einweihung am 25. Mai 1702 stattgefunden,
gerieth schon nach kaum fünfzigjährigem Bestand in Verfall und musste einem zumeist
durch öffentliche Geldsammlungen ermöglichten Mexdau weichen, dessen Grundstein
am 24. November 1773 gelegt und dessen Einweihung am 25. Oktober 1775
vollzogen wurde. Von diesem Bau ist nur noch die Fassade mit schlichtem Ein-
gang, drei oblongen Lichtöffnungen und einem zweigeschossigen, achtseitigen, im
Uebrigen architekturlosen Glockenthurm, sogen. Dachreiter, erhalten, während Lang-
haus und Chor einer im 19. Jahrhundert stattgefundenen abermaligen Dauver-
änderung Platz machen mussten. In dem von einer Flachdecke mit konkaver
Seitenneigung in Form eines Spiegelgewölbes überspannten /nneren mögen die un-
statisch gebildeten Emporenstützen, welche abwechselnd in dekorativer Willkür nach
oben und unten sich verjüngen, aus der Zeit des älteren Bauwerkes stammen.
Dieser Zeitstellung gehört ohne Zweifel auch die Kanzel an. Zur Bemessung der
Dauer der Predigt ist zur Rechten eine an einem schmiedeisernen Halter frei-
schwebende Sanduhr mit zwei Stundengläsern in stylisirter Umfassung angebracht.
Dieser Gegenstand ist ein kleines Schmuckstück des Kunstgewerbes im Geschmack
des ausgebildeten Rococo. Der eiserne Halter ist als ein schön bewegter Zweig
behandelt, aus dessen Laubwerk Rosen und Lilien hervorspriessen. Die Spitze des
Zweiges ist von einer Krone überragt. — Von ähnlicher Stylisirung ist das auf
den Platz vor der Kirche führende schmiedeiserne 7%or, ein in der Ornamen-
tation wie in der Technik gleich tüchtiges Werk, welches vor mehreren Jahren zu
Frankfurt als entbehrliche Gitterthüre angekauft wurde, um an der jetzigen .. Stelle
passende Verwendung zu finden.
Die katholische Pfarrkirche ist ein 1876 in gothischem Styl aufgeführter
Bau, dessen Inneres mehrere der jungen Gemeinde als milde Schenkungen zuge-
wandte ältere Kunstgegenstände enthält, von denen die folgenden erwähnenswerth
sind. Auf dem Hochaltar steht ein ZTabernakelkreug aus der Mitte des vorigen
Jahrhunderts. Der Krucifixus ist aus gediegenem Silber, das Kreuz aus tiefschwarzem
Holz. Silberne Ornamente in lebhaften Rococoformen schmücken die Endpunkte
der Kreuzbalken. Die Figur des Erlösers ist gut bewegt und trägt den Ausdruck
des Verscheidens im schmerzerfüllten Antlitz. An den Seiten des Tabernakels
steht je ein in Messing gearbeitetes Leuchterpaar, welches im Styl der spiralförmigen
Schaftwindungen und der beschwingten Engelköpfe auf den Leuchterbasamenten die
Entstehung im 17. Jahrhundert kennbar macht. Eine treffliche Leistung der
mittelaltrigen Holzplastik ist der polychromirte Aufsatz des Settenaltars, über
dessen Mittelnische, worin eine moderne Heiligenfigur, ein Baldachin mit Fialen
und Wimpergen aufsteigt. Rechts und links vom Baldachin dehnen sich die
Seitenwände des Altares aus, die in konkav geschwungenen Linienzügen sich
Ortsanlage
Evangelisch-
reformirte Pfarr-
kirche
Schmiedeisen-
kunst
Katholische
Pfarrkirche
Hochaltar-
schmuck
Seitenaltar