Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

  
   
   
  
   
   
  
  
  
       
  
  
    
   
  
      
    
    
     
    
        
   
   
      
        
    
    
        
   
         
     
     
  
  
  
  
   
ES KREIS OFFENBACH 
Sockel und bildet eine offene Vorhalle mit spitzbogigen, unprofilirten Zugängen 
auf der Nord- und Südseite, während auf der Ostseite ein Portal mit schlichter 
Hohlkehlenumrahmung in das Langhaus führt. Die Vorhalle ist von einem Kreuz- 
gewölbe überspannt, dessen mit Plattstäben abgefastes, leicht gekehltes Rippenwerk 
ohne Konsolenvermittelung aus den Ecken des quadratischen Raumes aufsteigt und 
in einem die Stelle des Schlusssteines vertretenden Steinkranz zusammentrifft. Der 
weitere Aufbau des Thurmes theilt sich in ein Mittelgeschoss und in ein Ober- 
geschoss, welches durch ein tiefunterschnittenes Gesims davon getrennt ist. Das 
Mittelgeschoss wird durch Mauerschlitze und quadratische Fenster erhellt. Das 
Obergeschoss ist von ähnlichen Fenstern und paarweise geordneten Schallöffnungen 
durchbrochen, die ihr einfach gegliedertes Pfosten- und Masswerk mit Passformen 
in den Bogenschlüssen auf allen vier Seiten unversehrt bewahrt haben. Der Thurm- 
helm ist jüngeren Ursprunges und setzt als stumpfes Walmdach an, aus welchem 
eine achtseitige Spitze in guten Verhältnissen emporstrebt. — Das, wie schon 
erwähnt, wohl im vorigen Jahrhundert entstandene Langhaus ist stylistisch ohne 
Bedeutung. Noch jetzt sieht man an der östlichen Aussenseite des Thurmes die 
Ansätze der über dem jetzigen Langbau endigenden vormaligen gothischen Be- 
dachung, aus deren spitzwinkligen Giebelformen die Uebereinstimmung der Breite- 
verhältnisse der früheren Anlage mit dem noch vorhandenen aus dem Achtort 
konstruirten Chor sich ergibt. Die Erweiterung des Langhauses ging übrigens über 
die Flucht der alten Strebepfeiler nicht hinaus. Sein Umbau berührte zwar nur 
wenig den Wandumschluss des Chores, aber er schädigte dessen ursprüngliche 
Eindeckung und Bedachung dadurch, dass die neue Flachdecke des Langhauses 
nebst Dach und hölzernem Dachgesims über die Ostparthie ausgedehnt wurde, in 
Folge dessen deren Aufgipfelung alle Wirkung verlor. Auch die Chorfenster 
wurden damals, in Uebereinstimmung mit den Langhausfenstern, rundbogig ver- 
ändert und ihres Masswerkes beraubt. Nur die den Chor umgebenden acht 
Strebepfeiler mit dem sie umgürtenden Kaffgesims und die Wandungen einer ver- 
mauerten gothischen Seitenthüre mit wagerechtem Sturz sind von der entstellenden 
Neuerung unberührt geblieben. An einer Chorseite des Inneren ist ein Sakraments- 
häuschen, mit schmiedeiserner Gitterthüre und spätgothischer Stabdurchkreuzung 
an den oberen Ecken der Umrahmung, nischenartig in die Wand eingelassen. 
Gegenüber diente eine kleinere Mauernische als Aufbewahrungsort der Messkännchen 
für Wein und Wasser beim Altardienst. Der Kapellenanbau ist wie das Chor- 
haupt aus dem Achteck konstruirt und von dem Innern der Kirche durch eine 
hochragende Spitzbogen-Arkade zugänglich. Technisch genommen spricht der Um- 
stand, dass der Mauerverband der beiden Gebäude nicht organisch ineinander 
greift, gegen die Gleichzeitigkeit ihrer Entstehung. In der That ist das kleine 
Heiligthum dem grösseren Gotteshause gewissermassen nur angelehnt, wie die 
klaffenden Risse des lockeren Verbandes an mehreren Stellen erkennen lassen. 
Anderseits zeigt jedoch die Formensprache seiner Strebepfeiler, Kaffgesimse und 
des Bogenschlusses einer kleinen Seitenthüre eine so nahe Uebereinstimmung mit 
den Einzelformen an Chorhaupt und Thurm, dass ein beträchtlicher Zeitunterschied 
zwischen der Erbauung des einen und des anderen Gebäudetheiles nicht wohl 
  
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