Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

   
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SELIGENSTADT 195 
Wohl stammen diese holzplastischen Arbeiten aus dem vorigen Jahrhundert und 
sind behaftet mit allem Eigenartigen des Zeitgeschmacks. Bei alledem wird man 
nicht übersehen, dass die Statuen im Ganzen gut komponirt sind und ein sehr 
achtbares Meisselgeschick ihres Verfertigers verrathen. Ein Gleiches gilt von den 
Statuen der A. Jungfrau und des h. Foseph, welche in der früheren Vorhalle 
unter der Thurmfassade standen. Ein grosser, schwarzer Mlügelschrein von 
massvollen Barockformen enthält in seinem Inneren das auf Pergament geschriebene 
»Necrologium sive Catalogus defunctorum Monasterii<. Das Todtenregister der 
Konventualen beginnt mit »Einhardus F circa 848« und endet mit Gregor Ziegler, 
welcher Pfarrer des abteilichen Dorfes Geisselbach im Kahlgrund war und mit 
seinem 1847 erfolgten Ableben die lange Reihe der Söhne des h. Benediktus 
zu Seligenstadt schloss. Auf den Aussenseiten des Schreines sind die Symbole 
des Todes in malerischer Darstellung angebracht; dabei steht die Jahreszahl 1737. 
Eine hervorragende Leistung der Schmiedekunst des vorigen Jahrhunderts ist 
an der Einhardkapelle die schmuckreiche KRococo-Gitterthüre, ein Bestandtheil des 
grossartigen Leziners, welcher früher den Chorraum vom Transept schied und bei 
der letzten Erneuerung der Kirche zu Gunsten des freien Ausblickes auf den 
Hochaltar entfernt wurde. Die übrigen Eisentheile des prächtigen Gitterabschlusses 
liegen, jetzt kaum beachtet, im Abteikreuzgang (s. S. 207); die krönenden Vasen 
zieren den 'Treppenpodest im Innern des Rathhauses (s. S. 222). 
Die Sakristei enthält einen Al/ar aus dem vorigen Jahrhundert mit den 
Statuen des h. Benedikt und der h. Scholastika. Die liturgischen Geräthe und 
Gefässe sind sämmtlich Erzeugnisse des Barocco- und Rococostyles. Beachtens- 
werth sind: eine Monstranz aus vergoldetem Silber von der im späten Renaissance- 
Zeitalter üblichen ‚Gestalt einer sonnenartigen Strahlenglorie, welche die Lunula 
umgibt; ein Öszensorium von gediegenem Silber aus dem 18. Jahrhundert; und 
ein mit dem Wappen des Abtes Franz II (1695— 1715) versehener silberver- 
goldeter Messkelch, dessen Kuppa und Fuss die Reliefbilder der Leidenswerkzeuge 
in getriebener Arbeit enthalten und untereinander durch trefflich ornamentirte 
Fruchtschnüre verbunden sind. Das Kreuz aus Elfenbein ist eine achtbare 
Leistung des 18. Jahrhunderts. Andere kirchliche Geräthe in Edelmetall kamen 
nach der Säkularisation der Abtei in das Grossherzogliche Museum zu Darmstadt, 
darunter der silberne Abtstab. Fine kostbare Marienstatue, fünf Fuss hoch, aus 
gediegenem Silber getrieben und in P. J. Weinkens Narvarchia abgebildet, war 
schon früher unter Kurfürst Emmerich Joseph nach Mainz gelangt. 
Unter den zahlreich vorhandenen /iurgischen Gewändern ist dem Alter 
nach voranzustellen: eine Aaszla, deren Rückenkreuz und Vorderstreifen reich 
bedeckt sind mit Figuren in Plattstickerei auf golddurchwebtem Grund. In der 
Mitte des Rückenkreuzes, umgeben von einer strahlenförmigen Mandorla, erscheint 
die Madonna mit dem Jesuskinde, begleitet von den aus gothischen Minuskeln 
bestehenden Worten: Kalen, cantz, ninz, Ueber der Gruppe schweben Gott Vater 
und die Taube des heiligen Geistes; zu den Seiten stehen zwei hh. Bischöfe mit 
Evangelienbuch und Kardinalshut als Attributen, und darunter der Apostel Petrus 
und der h. Franziskus von Assisi. Auf dem Vorderstreifen sieht man den h. Bischof 
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Sakristei; litur- 
gische Geräthe, 
Gefässe und 
Gewänder 
    
  
  
   
   
      
  
     
     
   
   
  
   
    
   
   
    
     
     
  
     
    
    
         
   
   
   
      
    
   
   
      
   
     
   
    
    
    
      
    
 
	        
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