198 KREIS OFFENBACH
Il) \ in Ausdruck und Bewegung. — Der Plastik des vorigen Jahrhunderts gehören L am
| Il N) ferner an die den Aufgang vor der Westfassade flankirenden Siatuen der Schuts- vei
| lı heiligen der Kirche. S/. Marcellin, der Priester, ist mit der Kasula bekleidet bri
I Hi | und trägt in der erhobenen Linken ein Krucifix, in der an die Brust gelehnten ein
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Rechten einen Kelch. 57. Peter, der Exorcist, ist mit Kreuz, Palme und Be-
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schwörungsbuch dargestellt, den Attributen seines Amtes und Martyriums. Auch vol
diese Arbeiten befriedigen unter dem Gesichtspunkt würdevollen plastischen Mass- Ge
haltens.
een Die 57. Wendelinus-Kapelle vor dem Frankfurter Thor, ein 1678 an Stelle kle
eines dem Schutzheiligen der Hirten geweihten Bildstockes errichtetes bescheidenes Ab
Heiligsthum, wurde 1885 niedergeleet und durch einen Neubau von ebenfalls
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schlichten Formen ersetzt. Zum Eingang der alten Kapelle führte ein auf zwei alle
Holzsäulen mit jonisirenden Kapitälen ruhende Vorhalle. Den Eingang des neuen Saı
Kirchleins bildet ein Barocco-Portal aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts an
von ansehnlichem Aufbau. Schlanke, auf Podien ruhende Säulen mit klassicirenden pr:
Kapitälen flankiren die im Rundbogen gewölbte Thüröffnung. Darüber lagert ein
beträchtlich ausladender Sims mit nach Innen geschwungenen kräftigen Voluten
an den Ecken. In der Mitte des flach gerundeten, mit einer. Vase gekrönten
Giebels erscheint auf dem mit Arabesken reliefartig gemusterten Hintergrund das
Wappen des Abtes Peter IV, eine Taube, die einen Oelzweig im Schnabel trägt. I
Der Schlussstein des Portales zeigt in lateinischen Majuskeln die Inschrift: , hr
HAEC EST DOMUS DOMINI BENE FUNDATA AB EGINHARDO gl
ET IMMA CAROLI M.FILIA. he
MIRE ILLVSTRATA ET NOVO DECORE EXORNATA =
A PETRO IV ABBATE, >
woraus der Ursprung des Portales unter Abt Peter mit der im Chronogramm der
beiden letzten Zeilen enthaltenen Zeitstellung (1722) klar hervorgeht. Der Bau- St
theil war bei den 1868—1878 an der Abteikirche vorgenommenen Veränderungen W
von seiner Stelle am Langhause entfernt worden und hat nun an der neuen Irü
St. Wendelinus-Kapelle Verwendung gefunden. Die Chorseite des alten Kapellen- Er
baues schmückte die Steinskulptur eines Krucifixus aus dem vorigen Jahrhundert, U
welcher jetzt an der Südseite des modernen Gotteshauses aufgestellt ist. Auch on
die Ausstattung des früheren Innenbaues ist pietätvoll beibehalten worden. An Sa
den Seiten des in klassicirenden Formen sich aufbauenden Altares stehen die \ H«
Statuetten des h. Wendelin als Pilger und des h. Benedikt als Ordensstifter, holz- sti
plastische Arbeiten, deren gebrochener Faltenwurf die Entstehung im Schluss-
stadium der Gothik verräth. Auf dieses Zeitverhältniss deutet auch die an der
Südwand befindliche Kreuzigungsgruppe. Die eigenartig gekräuselte Behandlung
des reichgelockten Haares der Johannesfigur ist besonders charakteristisch für den
plastischen Styl der Spätgothik in der Zone um Mittelrhein und Main. Kunstloser
in der Meisselführung, jedoch der gleichen Zeit angehörig ist das Vesperbild >
(Pietas) an der Nordwand des Innenbaues. Alle diese Holzskulpturen erheben
sich nicht über die Linie handwerksmässigen Mittelguts, bleiben aber immerhin F
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beachtenswerthe Zeugen des lebhaften plastischen Kunstschaffens in dieser Gegend