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Rathhaus
KREIS OFFENBACH
Grundriss, durchgehende Centralanlage der Geschosse, auf Konsolen vorspringende,
vieleckige Zinnenumkränzung und oktogonaler pyramidalisch zulaufender Thurmhelm.
Nur der Sturz des unteren Einganges ist von abweichender Bildung, insofern er
nicht im Rundbogen schliesst, sondern in flach geschweiftem Spitzbogen.
Das Rathhaus, obwohl ein Neubau von 1823, ist unter den Profanarchitek-
turen erwähnenswerth im Hinblick auf manchen in dem Gebäude vorhandenen,
dem Gebiet der älteren bildenden Kunst angehörigen Gegenstand. Es erhebt sich
an derselben Stelle, wo schon ein Rathhausbau aus der Renaissancezeit gestanden,
dem ein noch früheres, wahrscheinlich gothisches Gebäude vorhergegangen war.
Von dem Renaissancebau ist der Gründungsstein mit der Jahreszahl 1539 erhalten
und an einer Innenwand im Erdgeschoss des Neubaues eingemauert. Das darunter
befindliche Wappen des Mainzer Domstiftes, achtstreifig in Roth und Weiss mit
zwei Braken zur Seite, ist eine kunstlose, handwerksmässige Arbeit aus jüngerer
Zeit. — Auf dem Podest des Treppenhauses stehen zwei grosse Sandstein-Vasen.
welche vor der letzten Erneuerung der Basilika die Pfeiler des lettnerartigen Gitter-
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abschlusses krönten und an dieser Stelle sammt dem Lettner (s. S. 195) einem
allzu strengen Purismus weichen mussten. Der Styl deutet auf die vorgerückte erste
Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das bunte Steinwerk ist weiss bemalt. Die Zierformen
sind theilweise vergoldet, ebenso die schmiedeisernen Blüthen und Blumen, welche
aus den Vasenöffnungen leicht und luftig hervorspriessen. — Im Amtszimmer der
Bürgermeisterei wird ein sehr beachtenswerther alter städtischer Szegelstempel
(vergl. Abb. Nr. 74) aufbewahrt, welcher vor mehreren Jahren im Privatbesitz zu
Miltenberg vorgefunden und für
die Stadtgemeinde käuflich wieder-
erworben wurde. Der Abdruck des
Metallstempels zeigt auf einer kreis-
runden Fläche von 6 cm Durch-
messer eine thronende Bis« hofsgestalt
in starkem Relief, mit der gespaltenen
Mitra auf dem Haupt und dem ge-
krümmten Pedum in der Rechten.
Das Rad in der Linken, neben
welchem ein Evangeliar unvermittelt
im Raum schwebt, lässt auf die Dar-
stellung des h. Erzbischofs Willigis
von Mainz schliessen. Die den Rand
umgebende Majuskellegende ist im
Charakter der aus der Kapitale her-
Fig. 74. Sehgenstadt. Altes Stadtsiegel.
vorgegangenen Unciale gehalten und
lautet:
+ SICJLLUD: CJVISASIS- IN: SELEGENSSHE-
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