246 KREIS OFFENBACH
klarem Himmel, grünenden Bäumen und blinkendem Strom darzustellen. Allein
das künstlerische Erfassen und Durchdringen seines Gegenstandes blieb ihm ein
verschlossenes Buch. Sehen wir davon ab und lassen wir den Prospekt durch
den Geist kindlicher Naivität, worin er geschaffen, auf uns wirken, so wird uns
manches Moment zu reiner Freude stimmen; ja, stille Rührung wird sich hinzu-
gesellen bei dem Gedanken, dass der Maler taubstumm war.
Im Mansardengeschoss befindet sich ein Billardsaal mit Wandmalereien, welche
diesen Sport in verschiedenen, mit glücklichem Humor behandelten Figuren und
Figurengruppen im Zeitkostüm zur Anschauung bringen. Die übrigen Mansarden-
zimmer bergen zahlreiche Gemälde, zumeist wieder Bildnisse, Landschaften und
Jagdstücke von wechselnder Güte.
Der malerische Reichthum an Portraits erstreckt sich auch auf die Wohn-
räume des Prinzenbaues, des Damen- und Kavalierbaues und vervollständigt das
Gesammtbild der fürstlichen Welt, welche dem landgräflichen Hof im vorigen Jahr-
hundert durch die Bande des Blutes und der Freundschaft nahegestanden.
Schloss Wolfsgarten hat sich in der Gegenwart zu neuem Glanze verjüngt als
eine beliebte Villeggiatur des Grossherzoglichen Hofes. Auf die alte wie auf die neue
Zeit schaut vor dem Schlosse in stolzer Ruhe die vielhundertjährige »schöne Eiche«
herab (vergl. Abb. Nr. 83, Schlussvignette), von welcher Professor Baur gesungen:
Ein treuer Wächter stehst Du vor dem Schlosse,
Du grauer Tage stattlicher Genosse,
Du edler Herold der Vergangenheit.
Wie Vieles ist, seit hier Du wach’st, geschehen,
Wie Vieles wirst frischkräftig Du noch sehen
=
Im raschen Kreislauf der bewegten Zeit!
Doch was auch Zukunft birgt in ihrem Schoosse,
Für’s Cattenland erblick’ nur Segensloose.
SAT
MAG
u?