Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

Palas 
KREIS OFFENBACH 
östlich vom Thurm enthält eine Reihe von Tragsteinen des ehemaligen Wehr- 
und Mordganges, während am Fuss der westlichen Beringung Blendarkaden den 
gleichen Zweck andeuten und mehrfacher Wandverputz auf das frühere Vorhanden- 
sein von Nebengebäuden schliessen lässt, die hier an der Umgrenzung des ge- 
räumigen Burghofes theils als Wohnungen der niederen Dienstleute, theils als Vor- 
rathshäuser und Stallungen gedient haben mögen. An einer anderen Stelle des 
theils mit Graswuchs bedeckten, theils (vielleicht an der Stelle des alten Baum- 
gartens) mit Obstbäumen bepflanzten Burghofes und näher beim runden Bergfried 
liegt der verschüttete Ziehbrunnen, dessen mit einer Jahreszahl versehener Stein- 
rand erst seit wenigen Decenien in die Tiefe gestürzt ist. -—— Ueber das Alter 
getheilt, insofern Manche den vier- 
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der beiden Bergfriede sind die Meinungen 
eckigen Thurm als ein Römerwerk, den runden Thurm als eine Schöpfung der 
nachfolgenden Zeiten ansehen. Die Römerthurmfrage mag auf sich beruhen bleiben. 
Dagegen kann aus einer Urkunde von 1341 und aus einer Stelle des Burgfriedens 
von 1425 gefolgert werden, dass im Mittelalter der runde Bergfried für jünger 
gehalten wurde, als sein viereckiger Genosse. Sehr weit scheinen indess die beiden 
Bergfriede innerhalb der romanischen Epoche nicht auseinander zu liegen, für 
welche sie zu beanspruchen sind. Styl wie Technik weisen manche Analogieen 
auf. Rundbogenformen und Fischgrätenverbände finden sich hier wie dort. Nur 
in dem sorgfältigeren Mauermantel des Rundthurmes ist gegenüber der schlichteren 
Verkleidung des Viereckthurmes ein Unterschied anzuerkennen, der übrigens bei 
der im Frühmittelalter gleichzeitigen Uebung der beiden technischen Weisen nicht 
stark in’s Gewicht fallen kann. Auch die Vermuthung, der runde Bergfried sei 
nach dem viereckigen Bergfried erst zur Zeit entstanden, als die Burg mit dem 
Aussterben der Dynasten von Münzenberg in den Besitz neuer Eigenthümer über- 
gegangen war, verliert schon an Haltbarkeit durch den einfachen Hinweis auf die 
getheilte wehrhafte Aufgabe der beiden Bauwerke, welche darin bestand, einerseits 
die nördliche, anderseits die südliche Angriffsfront zu decken und nach verschie- 
denen Seiten hin die Umgegend zu beherrschen sowie den Wächtern ein allseitiges 
Auslugen in die Ferne zu ermöglichen. Zur Zeit des gemeinsamen Schlossbesitzes 
von Isenburg und Hanau fand eine Vertheilung der Bergfriede in der Weise statt, 
dass der Viereckthurm an Isenburg, der Rundthurm an Hanau kam. 
Das Hauptgebäude der Burg, der Palas oder das Herrenhaus, ist jünger 
als die Bergfriede, jünger auch als der grössere Theil der Beringung. Seine 
Formensprache bekundet die Entstehung in der Epoche des gothischen Styles und 
zwar um die Wende des 14. und 15. Jahrhunderts. Auch später, zur Zeit des 
Ueberganges vom 15. in’s 16. Jahrhundert, wurde noch an der Burg Hain gebaut. 
Den Eingang zur Palasgruppe bildet dicht neben dem runden Bergfried eine Spitz- 
bogenpforte mit einer darüber befindlichen Lichtöffnung von gleichartigem Bogen- 
schluss. Nach Innen ist der Durchgang mit Ueberresten eines Kreuzgewölbes von 
rippenlosen Gierungen überspannt. An der linken Seite liegt der Eingang eines 
im Erdgeschoss erhaltenen Wendelstiegenthürmchens mit Ansätzen einer Steintreppe, 
die in den Oberbau des Palas führte. Ein anstossendes Gemach zeigt eine 
romanische Wandnische mit Rundstabprofilirung. 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
   
   
  
  
  
  
   
    
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