Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
  
72 KREIS ERBACH 
Fortsetzung des Helmes bildet eine Halsberge mit zierlicher Einfassung aus erhabenen 
und vergoldeten Blumenschnüren. 
Die Armatur eines Grafen von Leiningen, Geschenk des Fürsten Karl von 
Leiningen an seinen Schwiegersohn, den erlauchten Gründer der Erbacher Samm- 
lungen, zeigt eine blanke Stahlrüstung mit getriebenen Furchen und gehört der 
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts an. Stil und Technik erinnern an den Mai- 
ländischen Typus, welcher seit Maximilian’s I Zeit auch in den Werkstätten deutscher 
Waffenschmiedekunst, vornehmlich zu Augsburg, München, Nürnberg und Eger, in 
erfolgreicher Pflege stand. Die Halsberge dieser Rüstung zeigt festen Schluss. 
Ellbogenkapseln und Kniestücke sind mit muschelförmigen Meuseln versehen. Die 
gerade Parirstange des Schwertes wird von zwei kleinen Bügeln flankirt. Beachtens- ' 
werth ist die Ornamentation des Schildes, welcher in sechs strahlenförmige Felder 
zerfällt, worin kleine Rundschilde mit je acht Buckeln die Füllung bilden. Eine 
eigenthümliche Verzierung besteht darin, dass sowohl die kleinen Zierschilde wie 
der Rand des grossen Schildes, dessen Flächenschmuck sie ausmachen, mit seidenen 
Fransen gesäumt sind. 
Eine bald dem /Zerzog Philipp von Burgund, bald dessen Sohn Aarl dem 
Kühnen zugeschriebene Armatur entspricht ebenfalls dem Mailändischenr Typus, 
jedoch in seiner frühen Entwickelung. Zwar kommen die getriebenen Furchen 
der eleganten blanken Stahlrüstung auch im 16. Jahrhundert vor; allein die nur 
bis an den Fuss reichenden Beinröhren und das Kettengeflecht der Schuhe, die 
nur an der Spitze Schutzkappen von Eisen tragen, sind Merkmale, welche den 
früheren Ursprung keineswegs ausschliessen. 
Unter mehreren anderen, grossentheils aus dem Zeughause zu Nürnberg er- 
worbenen Fussarmaturen dürfen nicht übergangen werden: Die Rüstung des Nürn- 
berger Hauptmannes Wolf Böhm von. 1523 mit flachem Brustharnisch, Krebs- 
schwanz-Nackenschiene an der Burgunderkappe und leicht beweglichen Beinplatten ; 
eine schwarze Eisenrüstung des Ritters Aonrad von Limpurg-Speckfeld (t 1634) 
eine zweite schwarze Eisenrüstung mit rothem Kreuz und mit Eselsohren als Helm- 
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zier,; und eine dem 16. Jahrhundert angehörige blanke Rüstung mit dem Dalbergischen 
Wappen. — Auch ein vergoldeter Ringkragen mit der trefflich getriebenen Relief- 
darstellung eines Türkengefechts hat Anspruch auf Erwähnung. — Eine Platten- 
rüstung, früher auf Schloss Ambras und seit 1809 in Erbach, wurde wegen ihrer 
Kleinheit lange für eine Kinderrüstung angesehen, bis in neuester Zeit der Kustos 
der Wiener Waffensammlung, Hr. Hauptmann Behaim, den Nachweis erbrachte, 
dass ein Leibzwerg des Erzherzogs Ferdinand, Namens Tommerle, der Träger 
dieser Rüstung gewesen ist. — Die angebliche Rüstung des Eppelin von Gailing 
(f 1364), erweist sich ihrer ganzen Beschaffenheit nach als eine: Arbeit aus der 
Mitte des 16. Jahrhunderts und ist ebenfalls eine Plattenarmatur, wie das 14. Jahr- 
hundert solche noch nicht kannte. Für das 200 Jahre jüngere Zeitverhältniss 
spricht zudem der Anfang einer Schneide am Vorderharnisch so unverkennbar, 
dass die Interpolation des Gailinger Wappens und der Jahrzahl 1364 am Brust- 
stück nicht darüber hinwegtäuschen kann. — Glaubwürdigeren Ursprunges ist die 
einfache schwarze Eisenrüstung des fränkischen Raubritters Aunz von Schott, 
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