wzetrtevenes Liochrette] an aer Kucklehne eines Prunksattels,
Lot UCtE,
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Durggrafen von Rothenburg, mit dem Familienwappen auf dem Vorderharnisch.
Die Abwesenheit beweglicher Kinntheile am Helm, der geringe Schluss des Gurgel-
schutzes und die mehr spitzen als breiten Eisenschuhe deuten auf den Ausgang
des ı5. Jahrhunderts. Das Richtschwert in der Rechten ist das nämliche, womit
Kunz vom Leben zum Tod befördert wurde. Die Rüstung befand sich ehedem in
Kulmbach und dann eine Zeitlang in Nürnbere.
An den Hochwänden und Pfeilerflächen des Saales ist eine solche Fülle von a
mittelaltrigem Adüöszzeug, Schutz- und Trutzwaffen ausgebreitet, dass wir die zahl-
reichen Harnische, Helme, Trophäen, Kettenhemden, Panzerhandschuhe, Schilde,
Schwerter, Speere, Lanzen, Morgensterne, Sturmflegel, Kampfbeile, Streithämmer,
Hatschiermesser, Degen, Dolche u. a. Hieb- und Stichwaffen nur summarisch er-
wähnen und höchstens noch einige wenige vorzügliche Stücke einzeln hervorheben
können, wie die dem 15. Jahrhundert entstanımende blanke stählerne Turnierhaube
des Hauses Erbach; einen Helm mit gegliederter Krebsschwanz-Nackenschiene vom
Jahre 1600; ein grosses Zweihänderschwert mit gravirter Parirstange und gelbem
Sammtüberzug am Griff; einen runden Stahlschild mit abwechselnd blanken und
vergoldeten, reich gravirten Feldern; einen schwarzen Renaissanceschild mit erhaben
gearbeiteten und vergoldeten Kampfscenen, die von landschaftlichen Hintergründen
sich abheben und dem Sagenkreis der Ilias entnommen sind. — Von vorzüglicher
Wirkung ist auch die über einer Thüre angebrachte, aus einem blanken Schild, acht
Flammbergklingen und achtzehn Zweihänderklingen bestehende Waffensonne.
Das Hauptstück dieser Serie ist aber ein Aenarssance- Prunksattel von Prunksattel
grosser Schönheit, ein Geschenk des Grafen von Ortenburg an seinen Schwieger-
vater, den erlauchten Stifter der Sammlungen. Vom schwarzsammtnen Ueberzug
des Sattels hängt ein fein ornamentirtes deutsches Steigbügelpaar mit eingravirtem
Ortenburgischem Wappen herab. Die Aussenseiten der beiden gelbgeränderten
eisernen Sattellehnen sind mit vortrefllichen Hochreliefdarstellungen in getriebener
Arbeit geschmückt. Die Längenabmessungen der Reliefplatten betragen an der
Vorderlehne 64 cm und an der Rücklehne 80 cm; die Höhenmasse schwanken
durch die Verjüngung der Seitentheile zwischen ıo und 15 cm. Auf beiden Ab-
theilungen ist das heftigste Wogen von Reiterkämpfen zur Anschauung gebracht.
Die Streiter tragen römische Rüstungen und bewegen sich in den verschiedensten
Gefechtsvorgängen. Hier legt ein Reiter die Lanze ein und bedroht seinen Gegner;
ein Anderer zückt zur Abwehr das Schwert; ein Dritter stürzt zu Tode getroffen
vom Ross; einige seiner Gefährten eilen zum Beistand heran. Am Boden liegen
Verwundete und Getödtete zwischen Waffen und Rüstzeug umher. Die länglich-
runden Schilde sind auf der Oberfläche mit Mascaronköpfen ornamentirt; ein Schild
jedoch trägt in ausdrucksvollem Relief eine stilisirte Lilie: das Wappen von Frank-
reich und von Florenz. Ob das heraldische Zeichen auf einen kriegerischen Vor-
gang aus der französischen oder florentiner Geschichte zu beziehen, ob als Merkmal
toskanischer Herkunft des Kunstwerkes zu deuten sei, wagen wir nicht zu ent-
scheiden, zumal die Reliefzüge nach Gegenstand wie Stil auffallend an die von
deutschen und zwar baierischen Malern des 16. Jahrhunderts (Mielich? Bol?) ge-
zeichneten, von Münchner und Augsburger Harnischmeistern für Könige von Frank-