Full text: Kreis Erbach (A, [2])

   
dt 
Y- 
13 
ng 
er: 
2: 
eE 
n 
BEERFELDEN 
keinen Ersatz bieten können für die nüchterne Eintönigkeit des bis zur Kahlheit 
öden Aeusseren und Inneren. Selbst die jüngst erfolgte Fertigstellung des lange 
Zeit unvollendet gebliebenen Thurmes, obschon Meisterhänden anvertraut, dürfte 
kaum im Stande sein, dem als formloses Wandviereck dastehenden kunstarmen 
Langhaus zu monumentaler Wirkung zu verhelfen. 
Ueber Plananlage und Baustil der früheren Kirche lauten die Ueberlieferungen 
spärlich. Das Gebäude soll zweithürmig gewesen sein und sechs starke Steinpfeiler 
sollen als Stützen des gewölbten Innenraumes gedient haben. Im Schlussstein der 
Chorwölbung sah man die Reliefgruppe eines Ritters, wie er hoch zu Ross die 
eine Hälfte seines. durch einen Schwerthieb getheilten Mantels einem am Boden 
kauernden Bettler darreichte. Es war sonach das Bild des Schutzpatrons der 
Kirche, des h. Kriegshelden und späteren Bischofs Martinus, auch Schutzpatron 
der Diöcese Mainz, zu deren Verband Beerfelden schon damals gehörte. 
Diesen dürftigen Nachrichten gegenüber gewähren glücklicher Weise ein in 
den Neubau herübergerettetes Schriftdenkmal und ein Denkmal mittelaltriger Glas- 
malerei weitere Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Zeitverhältnisses und der Stilart 
dies verschwundenen Gebäudes. In das Mauerwerk der jetzigen Vorhalle ist näm- 
lich eine von einfachen Linearzügen umrönderte Gründungstafel aus buntem Sand- 
stein vom Jahre 1500 mit folgender Inschrift eingelassen. 
DEO- OP» MAX ET. DIVOMARTINO-TEMPLI: HVJVS "BASIS: 
POSITA-EST-SVB-ALEXANDRO- PPA -VI- MAXIMILIANO -RO - REGE:- 
BERTOLDO :- ARCHIEPISCOPO-MOGVNTINO-ET-HERASMO-BARONF: 
AC- PINCERNA IN -ERPACH -ET-DNO-IN -BICKENBACH - ANDREA: 
Q : PFOF:BRAMBACHENSE : SA: PA > MAGISTRO : PASTOR - ANNO: 
CHRISTI MCECDEE :V :RALENDAS- MAL: 
Darunter steht das Steinmetzzeichen: Die Inschrift ist be- 
; \ 3 : = 
achtenswerth, nicht nur als urkundliche SS Beglaubigung des Ur- 
sprunges, der Grundsteinlegung und Weihung “ des alten Gottes- 
hauses, sondern auch durch den Umstand, dass sie in Anbe- 
   
tracht der klassicirenden Fassung ihrer Ein- gangsworte und der 
Form ihrer Buchstaben als eines der frühesten Renaissance - Schrift- 
denkmale des Odenwaldes zu betrachten ist. Diese Letternform be- 
kundet, dass schon i. J. 1500 (also um die Wende der alten und neuen Zeit) 
die bis dahin übliche gothische Minuskel, die beispielsweise auf einer Grab- 
platte von 1504 im nahen Ober-Mossau (vgl. Abschnitt XIX) noch in voller 
Reinheit und Schärfe auftritt, von der römischen Majuskel verdrängt wurde, um 
bald nur noch der Geschichte anzugehören. Mit der vorausgeeilten humanistischen 
Epigraphik hielt jedoch die damalige Architektur nicht gleichen Schritt, am 
wenigsten im Kirchenbau der Odenwaldzone, welcher noch eine geraume Weile 
den spätgothischen Formen zugethan blieb, die nach allen Analogien auch für 
das von den Flammen verzehrte Beerfeldener Gotteshaus zu beanspruchen sind. 
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass an dem grossartigen Grabdenkmal des 
in obiger Steinschrift genannten Erzbischofs Berthold von Henneberg (f 1504) im 
  
  
     
   
   
    
   
     
  
  
   
   
   
  
  
  
   
   
    
   
    
    
  
   
   
      
   
  
  
Gründungstafel 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.