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Privatarchitektur
92 KREIS ERBACH
Hauptbau, mit dem Stadtwappen an der Vorderseite, ‘entstand im Jahre 1545 durch
die Munificenz Eberhard’s II, dessen Allianz-Wappen (Gräfliches Haus Erbach und
Rheingräfliches Haus Salm) an der von der Mümling bespülten Rückseite des
Gebäudes eingelassen ist. Das Erdgeschoss ist in Werksteintechnik ausgeführt und
öffnet sich gegen den Thorbau als Versammlungshalle mit Rundbögen zwischen
Pfeilerstützen. Dahinter liegen die alten Gefängnisse der Cent Erbach und weiter-
hin an der Mümling ein Anbau von 1551, urkundlich der Awhang genannt. Das
Obergeschoss besteht aus Fachwerk, der dem vorigen Jahrhundert angehörige Süd-
giebel dagegen aus Werkstein. Die Eindeckung und das Dachreiterthürmchen ent-
stammen der nämlichen Zeit. Der Thorbau zeigt nach den entgegengesetzten
Seiten hin ein sehr verschiedenes Aussehen. Während die der inneren Stadt zu-
gekehrte Westfront neben der erweiterten alten Stadtpforte noch Ueberreste der
mittelaltrigen Beringung in vortretendem Buckelquaderwerk aufzuweisen hat und das
Geschoss über dem Thor, mit Ausschluss des jüngeren Giebels, damit gleichaltrig
zu sein scheint, charakterisirt sich die Ostfront des Siädtelbogens durchweg als
eine unter Graf Georg II im Jahr 1593 begonnene Schöpfung der Renaissance.
Der Thorbau ist die eigentliche Schauseite der Rathhausgruppe. Das Rundbogen-
portal wird von einem Stirnpfeilerpaar mit dorisirenden Antenkapitälen flankirt,
über denen ein kräftiger Sims hinzieht, welcher über dem Bogenschluss karnies-
förmig vorspringt. Facettirte Bossenwerkstücke dringen an den Spandrillen in die
Bogenwandungen ein. Den Oberbau schliesst ein stattlicher Giebel ab, welcher theils
mit Arabesken, theils mit fächerartigen Zierformen ornamentirt ist und an den seitlichen
Absätzen kleine Obelisken trägt. Ein Pyramidion bildet die Giebelbekrönung mit Jahr-
zahl und Steinmetzzeichen in nebenstehender Form
auf dem Basament. Im Inneren stellt eine a
steinerne Wendelstiege die Verbindung mit dem YA
Sitzungssaale her. = 28
Der Bezirk des S/ädtel besitzt einige alte
Burgmänner-Kurien in mehr oder minder guter ‚Erhaltung. Neben dem Rath-
hause ist von dem Burgsess der Familie Koftwitz von Aulenbach die Rustica-
Sockelmauer vorhanden, worauf ein Neubau steht. — Weiterhin erhebt sich ein an
den Mauerkanten von Buckelquadern gesäumtes Gebäude mit dem Frührenaissance-
Allianzwappen des Peter Echter von Mespelbrunn und der Gertrudis von
Adelsheim, Eltern des berühmten Fürstbischofs Julius Echter von Würzburg. Zu
diesem, 1545 neu erbauten Burgsess gehörte bis zu dem 1676 erfolgten Erlöschen
des Echter’schen Mannsstammes das der Hofstatt benachbarte, im nördlichen Zug
der Städtelberingung gelegene sogen. Sierinerne Haus oder Ti empelhaus (Fig. 57),
ein Gebäude, welches allem Anschein nach aus einem Mauerthurm entstanden ist
und durch seine wuchtige Struktur in dreigeschossigem Aufbau mit Treppengiebeln
und Spitzbogenpforten bis heute den mittelaltrig trotzigen Charakter bewahrt hat.
Die Benennung Tempelhaus und der angebliche Zusammenhang mit dem Orden
der Tempelherrn, welche in Erbach eine Kommende besessen haben sollen, beruht
auf einer Volksüberlieferung, die zur Zeit urkundlich weder bezeugt noch widerlegt
ist. — An einem anderen Gebäude sieht man über dem Kellerbogen das Wappen
wv