Full text: Kreis Erbach (A, [2])

   
    
       
       
   
    
   
      
    
  
  
  
   
  
  
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
     
  
  
  
Mittelaltrige 
Ueberreste 
Heunschanze 
98 KREIS ERBACH 
J- F. Knapp zu Anfang dieses Jahrhunderts auf der Ostseite ein Thor, welchem 
aller Analogie gemäss und im Verhältniss zu den Abmessungen des Bauwerkes ein 
zweiter Ausgang auf der Westseite entsprochen haben wird. In der Grabensohle 
fanden sich Zinnensteine, eine Lanze, eine Silbermünze mit dem Bildniss des 
Kaisers Domitian, sowie Gefässfragmente aus gewöhnlichem Thon und feiner Zerra 
sıgrllata. Spätere Funde bestanden in Spuren von Hypokausten, Handmühlsteinen 
aus Basalt und einem Paterafuss aus samischer Erde mit dem Abdruck eines 
Töpferstempels, worauf der Name URSINUS. Sämmtliche Gegenstände bewahrt 
das Museum zu Erbach. Grössere Werkstücke und Denksteine aus römischer Zeit 
sind unter den hochragenden Baumgruppen des Parkes als sinnige Erinnerungsmale auf- 
gestellt. So besteht ein bis zur Höhe von 8 m aufgemauerter Obelisk, wie die Inschrift 
EX RVDERIBVS CASTELLI ROMANI AD WIRZBERG EXSTRVCTVS 
besagt, aus Hausteinen vom Kastell. bei Würzberg. Das Monument ist umgeben 
von mehreren Altären und Votivdenkmälern verschiedener benachbarter Römer- 
siedelungen, darunter eine Ara aus Walldürn mit dem Epitaph: 
PRO SALVTE AVGG MARTI ET VICTORIAE ARAM POSVIT C COMINI 
Ferner ist zu nennen eine aus grobkörnigem Sandstein bestehende Viergötter-Ara, deren 
stark beschädigte Relieffiguren als Juno, Minerva, Merkur und Herkules erklärt werden. 
Für die Kenntniss römischer Lagerbefestigung nehmen ein kleineres Kastralthor 
vom Eulbacher Wehrbau und ein aus Würzberg hierher versetztes grösseres Thor 
mit dreigetheiltem Sims ein besonderes technisches interesse in Anspruch. Vom 
ersten, nordwärts gelegenen Wachtthurm stammt ein Kohortenstein der Cohors 
Brittonum Triputenstium, von welcher auch ein Denkstein zu Schlossau jenseits 
der Hessischen Grenze auf Badischem Gebiet gefunden wurde. 
Auch bauliche Ueberreste aus dem Mittelalter sind im Eulbacher Park ver- 
treten und zwar durch eine künstliche kleine Nxzre auf einer Anhöhe, welche 
durch die bei der Anlage des Parksee’s gewonnene Erde aufgethürmt worden ist. 
Das Eingangsthor ist von’Halbsäulen flankirt und zeigt über dem Spitzbogenschluss 
das Wappen des Erzbischofes Dieterich Schenk von Erbach, welcher von 1434 bis 
1459 auf dem Mainzer Metropolitanstuhl sass. Zahlreiche Werkstücke und Inschriften- 
steine der Ruine stammen von der vormals kurmainzischen, jetzt Leiningischen Veste 
Wildenburg bei Amorbach, als deren Erbauer, laut Stiftungsangabe auf einem Thor- 
pfeilerpaar, die Dynasten Burkard und Ruprecht von Düren anzusehen sind. Die 
Wildenburg ist eines der glänzendsten Beispiele entwickelter Herrenburgen aus der 
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im stilistischen Uebergang von der Romanik zur 
Gothik und ebenso grossartig in der Plananlage wie schmuckvoll in den Einzelformen. 
Gegenüber der nördlichen Fortsetzung der Eulbacher Wehrlinie und jenseits 
des Thalgrundes, worin der Hof Ohrenbach liegt, lagern die Trümmer der sogen. 
allen Schanz auch Heunschanze genannt. Der bislang behauptete römische Ursprung 
dieser 80 zu 90 Schritt Seitenlänge messenden, von Wall und Graben umzogenen 
Ruine wird von der neuesten Limesforschung bestritten. 
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