Full text: Kreis Erbach (A, [2])

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FÜRSTENAU 107 
Kurmainz veranlasst zu haben, durch Errichtung einer Veste dicht bei Steinbach 
festen Fuss im Odenwald zu fassen und damit gleichzeitig einen Stützpunkt zwischen 
seinen Gebieten an Bergstrasse und Main zu gewinnen. Urkundlich tritt Fürstenau 
zum ersten Male im Jahre 1317 auf, aus Anlass der Ernennung des Schenken 
Eberhard zum kurmainzischen Burg- 
mann des Schlosses, in welcher 
Eigenschaft im weiteren Verlauf des 
14. Jahrhunderts auch die Herren 
von Duborn und von Hochbausen 
Erwähnung finden. Zur Schlichtung 
der Wirren zwischen Kurmainz und 
Kurpfalz tagte 1344 zu Heidelberg 
ein Schiedsgericht, welches für die 
Niederlegung der ‚Veste oder deren 
Abtretung an Erbach sich aussprach, 
weil die Burg gegen den Willen der 
Erbacher auf deren Grund und Boden 
errichtet worden war. Gleichwohl 
blieb Kurmainz noch längere Zeit 
Eigenthümer des Schlosses, wie cs 
scheint in Folge besonderer Ab- 
machungen. Eine theilweise Wieder- 
einlösung geschah im Jahre 1355 
von Seiten der Erbacher, welche 
nun Mainzische Erbburgmänner von 
Fürstenauwurden. So lange Fürstenau 
zum Erzstift gehörte, war die Burg 
Sitz eines Mainzischen Amtes. Erst 
  
um die Mitte des 15. Jahrhunderts 
kam Erbach durch Kauf in den wirk- / 
lichen Besitz des Schlosses; Kurmainz tee a . 
behielt sich jedoch das Oeffnungsrecht - : a ae 
vor, ebenso das Recht des Wieder- Fig. 68... Schloss Fürstenah. 
kaufes, das niemals zur Verwirk- Lageplan der Schlossgruppe. 
lichung gelangte. Das Lehensver- 
hältniss zu Mainz erlosch erst durch den Reichsdeputations - Hauptschluss vom 
Jahre 1803. 
In seiner gegenwärtigen Erscheinung bildet Schloss Fürstenau (s. Lageplan 
Fig. 68) eine ausgedehnte Gruppe von Gebäuden, welche den verschiedensten 
Stilepochen ihr Dasein verdanken. Gothik, Renaissance, Barocco und Rococo 
haben hervorragenden Antheil daran. Inmitten der alterthümlichen Architektur- 
gruppe und gerade in ihrem glanzvollen Centrum hat leider auch ein modernes 
Bauwerk, das neue Schloss, (Nr. 3 im Lageplan) Platz gefunden, ein unerfreu- 
liches Wahrzeichen der Verödung und Gesunkenheit des Kunstgeschmackes im 
Schlossgruppe 
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