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FÜRSTENAU 109
Schiesslöcher, sogen. Schlüsselscharten, mögen aus diesem Erneuerungsstadium her-
rühren. Verschiedene in den Untergeschossen der Eckthürme angebrachte Mauer-
schlitze haben ebenfalls die Form von Schlüsselscharten und deuten durch ihre I
gegenwärtige Lage dicht am Erdboden darauf Bin, dass die Veste ehemals von |
einem tiefen Graben umgeben war, wovon auf der Nord- und Westseite deutliche
Spuren erhalten sind. Der Wehrgraben war noch anfangs des 19. Jahrhunderts
vorhanden; seine Speisung ‘erfolgte durch die Wasserfülle der Mümling, deren Lauf
ohnediess die Ostfronte des Bauwerkes bespülte, wie dies noch jetzt geschieht. —
Der südöstliche Eckthurm, sogen. Rofhe Thurm, ist in seinen oberen, 1531 be-
gonnenen Bestandtheilen eine ungemein stattliche Renaissance-Komposition. (Fig. 71.)
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Fig. 70. Schloss Fürstenau. Grundriss des Erdgeschosses. I
Ueber einem von kräftigen Konsolen getragenen Zinnenkranz erhebt sich auf poly-
goner Grundlage der reich gegliederte Oberbau unter Vermittelung eines Zahnschnitt- ii
simses mit wiederholter Karnieslagerung und ringsum hinziehender Balustrade. |
Hinter der letzteren setzt die bis dahin runde Grundgestalt des Thurmes in ein
verjüngtes Achteck um, woran: vier stattliche Lauben mit je drei Rundbögen über
weit ausladenden Doppelsimszügen vortreten und mit pyramidalen, von Windfahnen
bekrönten Giebeln endigen. Ueber der Laubengruppe wölbt sich die kuppelförmige |
Eindeckung des Oktogongeschosses und schliesst mit einem Laternenthürmchen,
dessen Bedachung als sogen. welsche Haube beginnt und in verjüngter Gestalt dem
Thurmknopf zustrebt.