Full text: Kreis Erbach (A, [2])

    
  
  
   
   
     
  
   
    
  
    
     
  
  
   
   
   
   
    
    
  
    
   
   
  
   
   
     
      
  
  
  
Skulptur 
Glocke 
Liturgische 
Gefässe 
KREIS ERBACH 
besserungen. Ungeachtet der vorhandenen Mängel bleibt das Glasgemälde in dem 
sonst kunstlosen Kirchengebäude eine pietätvolle Erinnerung an das eingeäscherte 
mittelaltrige Gotteshaus und an dessen farbenprächtigen Fensterschmuck. 
In der Sakristei wird ein in Holz geschnitzter Krucifixus von zweidrittel 
Lebensgrösse aufbewahrt, welcher in vorreformatorischer Zeit den Hochaltar der 
Kirche geziert haben soll. Stilistische Gründe sprechen gegen diese Annahme. 
Die Skulptur ist unzweifelhaft jüngeren Ursprungs und zwar eine frühestens gegen 
Ende des 17. Jahrhunderts entstandene Leistung der Spätrenaissance. Auch ist 
das Werk kein Meisterstück, sondern handwerksmässiges, anspruchsloses Mittelgut. 
Das Darin erscheinen: ein 
bürgerliches Wappen mit stilisirter Krone, und innerhalb eines Palmetten- 
Podium zeigt leidlich bewegtes Barockornament. 
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zuges auf drei Abtheilungen einer herzförmig umränderten Fläche die Ma- 
  
  
  
juskeln I.E.H. in triangulärer Anordnung; darüber steht die Hausmarke: 
Von den drei Glocken stammt nur eine und zwar die grösste aus älterer 
Zeit. Sie trägt die Randschrift: 
CONRAD : GOBEL : ZU - FRANKFORT : GOS - MICH -» 
IN-GOTES:ER-LEVT MAN MICH: 1529- 
Die Seiten der Glockenschweifung sind geschmückt mit zwei Passionsgruppen 
in Flachrelief: Christus an der Geisselsäule von den Peinigern verhöhnt, und der 
dornengekrönte Christus von den sein Haupt mit Stricken schlagenden Schergen 
vor Pilatus geführt. Auf die Modellirung der Gruppen ist nur geringe Sorgfalt 
verwendet; nichtsdestoweniger sind im Kompositionellen befriedigende Anklänge an 
die Passionsdarstellungen der Dürer- und Holbeinzeit bemerkbar. Unterhalb ihrer 
Haubenwölbung ist die Glocke von einem ornamentalen Bande umzogen, worin 
auf kleinen Feldern Reitergruppen und Renaissance -Schalen mit Arabesken in 
wechselnder Folge sich aneinander reihen. Die Ueberlieferung, wonach die Glocke 
aus der Abtei Seligenstadt stammen soll, ist nicht unbedingt anzuzweifeln, da der 
Name des Giessers Gobel auf einer noch jetzt zu Seligenstadt befindlichen Glocke 
vorkommt. Anfänglich an eine Kirche in der Nähe von Hanau abgetreten, war 
das Werk inmitten der Bedrängnisse der Napoleonischen Kriege in letzterer Stadt 
liegen geblieben und gelangte i. J. 1815 um den Kaufpreis von 600 Gulden nach 
Beerfelden. *) 
Der Pfarrhof bewahrt mehrere liturgische Gefässe, unter denen dem Alter wie 
der Schönheit nach ein silbervergoldeter Messkelch nebst Patene voransteht. Den 
aus dem Sechseck konstruirten geschweiften Fuss umgibt eine fein gegliederte Um- 
randung. den sechs Rotuli 
Auf des Knaufes sind die Buchstaben des Namens 
Alesüg angebracht, die von Rauten in Niello sich abheben. Oberhalb wie unter- 
halb des Knaufes setzt sich die Ornamentation in je sechs Rechteckflächen fort, 
*) Die Glocke wurde, einige Zeit nach der Besichtigung durch den Verfasser, in Folge der Aufstellung eines 
neuen Geläutes ausser Gebrauch gesetzt. Hoffentlich bleibt die drohende Gefahr des Einschmelzens abgewendet und 
das Werk des alten Meisters Gobel wird in einer anderen Gemeinde fortfahren »in Gotes er« zu läuten. 
Nachtrag. Dieser Wunsch ist, wie wir beim Abschluss des Manuscriptes erfahren, leider unerfüllt geblieben. 
Nur Gipsabgüsse der Reliefgruppen im Grossh. Museum zu Darmstadt erinnern noch an die allen Bemühungen zum 
Trotz eingeschmolzene Glocke.
	        
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