em
rie
ie
en
n-
ns
T-
EG
nes
ınd
en.
um
BEERFELDEN
deren gravirte Felder theils feines Fischblasen-Masswerk, theils schachbrettartige
Schmuckmotive enthalten. Die Kuppa hat die in der Gothik übliche konische
Gestalt. Die sehr massvoll gehaltenen Einzelformen deuten auf die Schlusszeit des
spätgothischen Stiles. Auch die Schriftform des Künstlerzeichens L.W. nebst der
Beifügung »MARK ı13« spricht für die Entstehung am Ende des 15. oder im
Beginn des 16. Jahrhunderts, so dass dieser Kelch mit dem früheren Gotteshaus
als gleichaltrig zu betrachten ist. — Ungleich jünger sind die übrigen Gefässe.
Fine silberne, ovale Hostienpyxis trägt auf dem gewölbten Deckel eine gruppenweise
geordnete Arabeskenzier und die Widmungsinschrift: Cafharına Greberin d. d.
lo. 1676. — Eine grössere Hostienbüchse aus versilbertem Kupfer ist auf sämmt-
lichen Aussenwandungen von gravirten Rococo-Ranken umgeben. Den Deckel
bekrönt eine kleine Rundskulptur des apokalyptischen Lammes, dessen kunstlose
Siegesfahne eine neuere Ergänzung ist. Im Innern liest man folgende, von leicht
und frei komponirten Rankengewinden umschlossene Kursiv-Inschrift: Zum An-
gedenken der Beerfelder Kırche gewidmet von Ge- Dan-Beisser, p. t. Diac.
Minorıt. Aug. Vind. 1775. — Ein silberner Abendmahlskelch mit herben Akanthus-
blättern an der Kuppa, schwerfälligen Medaillons und Weintrauben am Nodus
und Fuss erweist sich in der unverstandenen Nachbildung von ÖOrnamentmotiven
der grösseren Hostienschale als eine Leistung des im sog. Zopfstil sich verlierenden
Kunsthandwerks vom Ende des vorigen Jahrhunderts.
Im parochialem Verband mit Beerfelden stand in früheren Zeiten die etwa
3 km südlich davon entfernte, am Wege nach Ober-Finkenbach auf dem Hirsch-
horner Höhenzuge malerisch gelegene .S7. Zeonhardskapelle, ein ehemals viel-
besuchter Wallfahrtsort. Das kleine, jetzt in Trümmer gesunkene Heiligthum
war vor der Reformation die Titularkapelle des zweiten Pfarrers von Beerfelden
und zählt zu den sogen. Quellenkirchen des Odenwaldes, zu denen im Kreis’ Erbach
auch die Marienkirche zu Schöllenbach (vergl. Abschnitt XXVIII) und die Ottilien-
kapelle zu Hesselbach (vergl. Abschnitt XI) gehören. Ueber die Werthschätzung
und Verehrung dieser drei Quellenheiligthümer in alter Zeit sagt ein Schriftsteller
des vorigen Jahrhunderts (vergl. Dr. L. G. Klein de aöre, agws et locıs agrı
Erbacensıs atque Breubergensis, largı Odenwaldiae tractus) das Folgende: »In
praefecturae Freiensteiniensis tractu, haud procul Beerfelda, fons est in sacello
corruente, a sancto Leonardo nominato; alius Schoellenbaci sub altare templi scaturit
collapsi; tertius Hesselbaci in sacello santae Ottiliae pontificio oritur. Ad hos
tanquam sacros et divine soterios olim magnus aegrotantium erat confluxus propterque
miracula, quae divulgabantur facta, votivae sedulo instituebantur peregrinationes. «
Noch vor wenigen Jahrzehnten stand die Leonhardskapelle in ansehnlichen
Ueberresten von hochragenden Umfassungsmauern und spitzbogigen Arkaden auf-
recht. Nach einer i. J. 1852 von dem um die Geschichte und Alterthumskunde
des Odenwaldes verdienten Hrn. Steuerrath A. Decker zu Beerfelden aufgenommenen
Aquarellskizze hatten die Arkaden breite Laibungen und entwickelten sich ohne
Kapitäl- und Kämpfervermittelung in weiten Flachhohlkehlen aus Rundsäulen,
stilistische Merkmale, welche bei Sakralarchitekturen den Schluss auf spätgothischen
Ursprung in den meisten Fällen zulassen. Im Beginn unseres Jahrhunderts waren
St. Leonhards-
kapelle