Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
  
  
  
HESSELBACH 
von Mauerwerk, das von Pflanzenwuchs bedeckt ist. »Nach Knapp, der noch 
Reste davon gesehen, war es ein Oblongum, 100 Schritt lang, 8o breit. Die 
Mauern waren von grossen gchauenen Steinen ohne Kalkverbindung aufgeführt. 
In den zerstörten Mauern hat man einen in Stein gehauenen Menschenkopf, so- 
dann ein in senkrechter Stellung in das Fundament eingemauertes Messer gefunden; 
lezteres befindet sich in der Erbacher Sammlung. Eine grosse, aus der Mauer des 
Castells herrührende Sandsteinplatte diente als Tisch vor einem Wirthshause. Nicht 
weit von Hesselbach auf der s. g. Jägerwiese fand man zwei röm. halbrunde 
Deckelsteine zu Thorpfosten, ein Basrelief, welches einen röm. Soldaten vorstellte, 
der an seiner linken Seite einen Schild trug. Dieses Basrelief ist nebst zwei 
anderen an derselben Stelle gefundenen Steinen, auf denen zwei Cohortenstan- 
darten abgebildet sind, nunmehr in einer Mauer des nahe gelegenen Schlosses 
Waldleiningen eingefügt.« (Ph. Walther.) 
Nordwärts vom Kastell Hesselbach erreicht die Mümlinglinie — unter Ver- 
mittelung von fünf Thurmüberresten, wovon zwei auf baierischem Gebiet liegen — 
das Kastell bei dem Dorfe Würzberg (vergl. Abschnitt XXXTII dieser Schrift), 
während die südliche Richtung des Wehrzuges zum Kastell Schlossau führt, vorher 
aber unweit Hesselbach auf eine kleinere und dann auf eine grössere Gruppe von 
Schutterhebungen und’ durchwühlten Thurmruinen trifft. An dieser, auf Hessisch- 
Badischem Grenzgebiet befindlichen Stelle wurde neuerlich ein für die Erbauungs- 
zeit der Mümlinglinie wie überhaupt für die Geschichte des Odenwaldes wichtiger 
Inschriftstein ausgegraben. Der Gefälligkeit des verdienten Limesforschers Herrn 
Kreisrichter a. D. Conrady auf Schloss Miltenburg bei Miltenberg, welcher gemein- 
sam mit dem Fürstlich Leiningischen Forstrath Herrn von Ploennies zu Amorbach 
die Fundstätte untersucht hat, verdanken wir auf unsern Wunsch einen Aus- 
grabungsbericht, den wir seinem Hauptinhalte nach, sammt der ebenfalls von Herrn 
Conrady herrührenden Abbildung des Fundes, nachstehend folgen lassen: 
»>Um die Mitte August 1889 wurden in dem Fürstlich Leiningen’schen Waldrevier unweit 
Hesselbach durch günstigen Zufall ein römischer Inschriftstein (Fig. 80) gefunden. Das halbkreis- 
förmige Denkmal ist an der Basis gı cm breit, bis zum Scheitelpunkt 58 cm hoch, 19 cm dick, 
und besteht aus ziemlich grobkörnigem rothem Sandstein. Die von einem 19 cm breiten Rahmen 
eingefasste Inschrift, welche eine Zeilenhöhe zwischen 29 cm und 37 cm aufweist und in allen 
Theilen klar und auch durch den die drei letzten Zeilen durchschneidenden Bruch nicht wesentlich 
beeinträchtigt ist, lautet nach Auflösung der Abkürzungen und Buchstabenverbindungen in ihren 
einzelnen Zeilen folgendermassen: 
Imperatori Caesari, 
Divi Hadriani filio, 
Tito Aelio Hadriano An- 
tonino augusto pio, pontifici 
maximo, tribunitiae potestatis VIII, consuli, 
patri patriae, Brittones Triputienses- 
Claro II et Severo consulibus. 
Die Inschrift besagt hiernach, dass eine Abtheilung Triputiensischer Brittonen, also römischer 
Hilfstruppen, unter dem Consulate des Sextus Erutius Clarus (zum zweiten Mal) und des Cnejus 
Claudius Severus, mithin im Jahre 146 n. Chr., dem Kaiser Antoninus Pius, Adoptivsohn des 
g= 
Römischer 
Inschriftstein 
     
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
   
	        
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