ee
Le
nn HT
132 KREIS ERBACH
AP: AL
/D V HADREIS/
Fig. 80. Hesselbach. Römischer Inschriftstein.
1 / 10 D. Gr.
Kaisers Hadrian, dieses Denkmal gewidmet hat. Der Stein bildet dadurch einen Fund von her-
vorragender Wichtigkeit, weil aus seiner Inschrift wohl mit Recht sichere Schlüsse gezogen
werden dürfen auf die Zeit der Herstellung der s. g. Mümling-Linie, jener von den Einen für
einen inneren (zweiten) Befestigungsgürtel an der römischen Reichsgrenze, von den Andern nur
für einen befestigten Strassenzug gehaltenen Kette von Kastellen und Weachtstationen zwischen
Main und oberem Neckar. Die Fundstätte des Schriftdenkmals ist nämlich die zweite Wacht-
station an dieser Linie, südlich vom Kastell in Hesselbach. Man erblickt dort drei Trümmer-
hügel bei einander, welche 20 und beziehungsweise 25 Schritte von einander entfernt und in der
Richtung ihrer Lage von Süden nach Norden von der Hessisch-Badischen Landesgrenze durch-
schnitten sind. Am nördlichsten Hügel, welcher augenscheinlich schon früher ausgegraben worden
war, kam beim Zusammensuchen von Steinen zur Ausbesserung des nahen Waldweges das Denkmal
zugleich mit einigen Gesimsstücken und vielen Mauersteinen zum Vorschein. Eine am 19. August
daselbst vorgenommene flüchtige Ausgrabung förderte in geringer Tiefe die Ueberreste eines vier-
eckigen Baues von je 5 m ı2 cm Seitenlänge mit 90 cm dicken Mauern zu Tage. Die letzteren
waren in kalkreichem Mörtelverband aus sauber mit der Spitze abgerichteten Verkleidsteinen her-
gestellt, von denen theilweise noch fünf vorhanden waren. Eine Eingangsöffnung fand sich nicht
vor. Ausser zahlreichen Mauersteinen barg der Schutt auch noch einige Stücke eines einfachen,
16 cm hohen Gesimses, aus einem senkrechten Plättchen und einem Viertelrundstab bestehend. *)
Ohne Zweifel handelt es sich hier um eines jener römischen Wachthäuser, wie sie schon Knapp
in seinen Römischen Denkmalen des Odenwaldes beschreibt, allerdings in der wunderlichen Meinung,
dass es Grabkammern gewesen seien. Man darf sich also, zumal im Hinblick auf die Darstellung
derartiger Gebäude auf der Trajansäule, einen thurmartigen Bau vorstellen, welcher im unteren
Geschoss aus einem sauberen, mit umlaufendem Gesims verzierten Mauerviereck ohne Oeffnungen
(wohl Vorrathsräume) bestand, auf welchem ein zweiter Stock aus Holz oder Fachwerk sich erhob,
mit einer umlaufenden Gallerie für den Wachtdienst versehen. Jedenfalls war der vorliegende,
nur auf der Vorderseite glatt bearbeitete Inschriftstein in die Mauer eines solchen Wachtgebäudes
eingelassen gewesen.«
*) Später, bei weiterer Aufdeckung des Wachthausrestes, fanden sich noch zwei Fragmente von kleinen vier-
eckigen Pfeilersäulen (Tischfüsse? Mittelsäulen von Fenstern?) und.ausserdem eine bis zur Unkenntlichkeit verschliffene
Erzmünze,