Full text: Kreis Erbach (A, [2])

PITEETERETETT 
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Centhaus und 
Privatgebäude 
140 KREIS ERBACH 
Maueraufsattelung mit moderner Bedachung fast unkenntlich geworden. Die unteren 
Parthieen hingegen lassen in den gothisirenden Lichtöffnungen und in der gebrochenen 
Linie eines Nischenabschlusses keinen Zweifel über die ältere Entstehungszeit, welche 
überdiess durch die Jahrzahl 15392 beglaubigt wird. Einige Schartenschlitze im 
Mauerwerk des Thurmes zeigen an den Aussenseiten gerundete Oeffnungen und 
erweitern sich beträchtlich nach Innen. Es sind sogen. Schlüsselscharten, wie solche 
bald nach Einführung der Feuerwaffen in Gebrauch kamen. Eine dieser Schiess- 
scharten liegt mit dem Erdboden in gleicher Flucht, ein Umstand, welcher vermuthen 
lässt, dass ursprünglich an dieser Stelle eine später verschüttete wehrhafte Grabenanlage 
vorhanden war. Darauf deutet auch der Thurmeingang hin, welcher, seinen Barock- 
formen nach zu urtheilen, eine 
jüngere Schöpfung ist, sowie die 
Wendelstiege, welche in die 
iele sich. fortisetzt. . Diese 
Treppenanlage ist von späteren 
Veränderungen unberührt ge- 
blieben; sie zeigt am Basament 
ihrer Spindel spätestgothische 
  
Nachklänge spiralförmiger Or- 
  
namentation. — Aehnlich wie 
  
  
  
  
  
nn. das Aeussere hat auch das 
  
Fig. 83. Höchst. Thürsturz in der Propstei. Innere der Propstei ze... 
15 w. Gr. Zeit durchgreifende bauliche 
Veränderungen erfahren. Ein 
beachtenswerther Ueberrest aus älterer Zeit ist jedoch erhalten geblieben in der 
Bekrönung einer gothischen Zimmerthüre mit geschwungener Giebelung in sogenannter 
Eselsrückenform. (Fig. 83). Die Inschrift gilt als ein Kreuz der Forschung; mit 
Unrecht. Der Name Dertoldus kann nicht zweifelhaft sein. Es handelt sich 
sonach nur um die Richtigstellung des vorhergehenden Theiles der Inschrift, welcher 
einfach 75 Arc zu lesen ist, so dass sich die Deutung des Ganzen als Thüre 
Nr. 15, hier wohnt Bertoldus ergibt, möglicher Weise mit Bezug auf den damaligen 
Propst als Bauherrn des Gebäudetheiles. 
Unter den sonstigen älteren Werken der Profanbaukunst ist das Centhaus, 
jetzt Sitz des Amtsgerichts, erwähnenswerth. Wir sehen einen stattlichen, auf hohem 
Sockel ansteigenden zweigeschossigen Bau, welcher in der Gliederung seiner gekehlten, 
paarweise geordneten Fenster auf den Stil der deutschen Renaissance hinweist. 
An einem Fenstersturz der Hofseite steht denn auch die in Hochrelief gemeisselte 
Tahreszahl 1577. Auf den Werkstücken der Gewände kommen die nämlichen 
Steinmetzzeichen vor wie am Langhaus der Kirche. —. Verschiedene Fachwerk- 
bauten in der Hauptstrasse und unweit des Centhauses sind an den Ecken der 
Stockwerke mit Holzschnitzereien versehen; über. dem Erdgeschoss lagern stark 
gegliederte, weit ausladende Simszüge. Die Schnitzereien bestehen mehrfach aus 
Formmotiven des sogen. Renaissance-Metallstiles, dessen lineare Reliefbänder bald 
Prismen, bald Medaillons umspannen. — Ein Wohnhaus, welches die Jahreszahl 
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