HÖCHST 141
ı610 trägt, ist an den Ecken mit spiralförmigen Dreiviertelsäulen ornamentirt.
Unweit davon, am Rückgebäude eines der mit Verzierungen im Metallstil be-
kleideten Fachwerkhäuser befindet sich am Kellerbogen das Steinmetzzeichen 7
darunter ist der Name des Erbauers Nikolaus Stumpf in folgender Gestalt
mit der Jahrzahl 1579 in Verbindung gebracht: IcLos Sstvwr 79: Weiterhin
folgt die Hausmarke mit derselben Jahreszahl, die Initialen des Eigenthümers und
zwei Sterne im Schilde, Alles in handwerksmässiger Ausführung.
Höchst war in früherer Zeit befestigt. Noch heute sieht man auf der West-
seite des Ortes deutliche Spuren eines Wallgrabens, dessen Böschungen mit dichtem
Gebück bepflanzt waren, das erst zu Anfang dieses Jahrhunderts ausgerodet wurde.
Jetzt ist der Grabenzug an den meisten Stellen eingeebnet und in Obstbaumgärten
umgewandelt. Der Name der Oertlichkeit heisst noch gegenwärtig auf der Schanz.
Eine andere, gen Ost gelegene Stelle der verschwundenen Ortsbefestigung führt
die Bezeichnung 27» Durggraben. Diese Vertheidigungswerke, zusammengehalten
mit der obenerwähnten Wehranlage des Klosters, insbesondere der Propstei, geben
der Vermuthung Raum, dass Höchst im Mittelalter die Bedeutung einer Passsperre
des Mümlingthales gehabt habe.
Auf dem nördlich von Höchst ansteigenden waldigen Bergrücken liegt die
Trümmerstätte einer römischen Niederlassung, das Wambolter Schlösschen, so
genannt nach der Freiherrlichen Familie von Wambolt, der Eigenthümerin des Ruinen-
komplexes und des umgebenden Waldbezirkes. Die geringen Ueberreste, welche
nur wenig über dem Erdboden sich erheben und auf denen im Laufe der Zeit eine
mit Mooswucherung und Schlinspflanzen bedeckte Erdkrume sich gelagert hat, sind
auf Grund ihrer Mauertechnik als die Ruinen eines jener zahlreichen Gehöfte an-
zusehen, die von den römischen Militärbehörden des Dekumatenlandes den Vete-
ranen-Kolonen gegen Abgabe des Zehnten zum Nutzgenuss auf Lebenszeit überlassen
blieben. Die Anlage lässt einen rechteckigen Mauerzug erkennen, welcher eine in
den Grundlinien noch sichtbare Gruppe von drei Gebäuden umschloss, die, wie es
scheint, eine zweite Umfassungsmauer sicherte. Im Gebäudeschutt findet sich Ziegel-
werk mit Hausteinen gemischt. Die scharfwinklige, nicht abgerundete Gestaltung
der Ummauerungsecken unterstützt die Annahme einer bürgerlichen Niederlassung. —
In geringer Entfernung südlich davon liegen an der vom Breuberg kommenden Strasse
zwei Schutthügel und in östlicher Richtung eine mit hundertjährigen Buchen bepflanzte
dritte Ruinenerhöhune
g, deren Beschaffenheit bis jetzt noch keinen Anhaltspunkt zur
3estimmung ihres Ursprungs darbot. — Die räumlich beträchtlichste Römernieder-
lassung in der Umgebung von Höchst erhob sich westlich davon auf dem Hochplateau
zwischen dem Mümling- und dem Gersprenzthal, nahe bei dem Dorfe Hummetroth
(1314 Humbrechtenrode, 1438 Humerode, 1443 Hunrode, 1602 Hombertroda)
und wird durch die jetzt von Ackerland bedeckte, Zaseldurg genannte Ruinenstätte
bezeichnet. Die Abmessungen der dem Quadrat sich nähernden Plananlage betragen
rund 260 zu 280 Schritt. Nur noch auf der Nord- und Westseite lassen geringe
Erderhebungen von Gesträuch und Schlingpflanzen überwuchertes Mauerwerk errathen.
Alles Uebrige ist eingeebnet; aber nach allen Richtungen hin stösst die Pflugschaar
auf altes Gemäuer und bringt massenhafte Ziegelüberreste an die Oberfläche.
Ortsbefestigung
Römische
Niederlassungen :
Wambolter
Schlösschen,
Haselburg u.a.
Trümmerstätten