Plastischer Theil
Malerischer Theil
KREIS ERBACH
wie malerischem Betracht gleich schätzbaren Werkes schwerer Eintrag geschieht.
Der Schrein bildet ein architektonisch behandeltes Gehäuse mit dreitheiliger
Nischengliederung in der Mitte und zwei Flügeln an den Seiten. Das Werk gehört
mithin zur Gattung der sogen. Flügelaltäre, deren Mitteltheil meistens der Plastik
überlassen blieb, während der Malerei die Aufgabe zufiel, die Flügel mit Dar-
stellungen zu schmücken, die mit dem Grundgedanken der Altarwidmung im
Zusammenhang stehen. Diese Anordnung trifft auch im vorliegenden Falle zu.
Den mittleren Theil des Schreines bildet eine, die volle Breite des Werkes
einnehmende, aus drei Abtheilungen bestehende grosse Nische. Jede Abtheilung
enthält eine in Holz geschnitzte, nahezu lebensgrosse Rundfigur eines Bischofes.
Alle drei Figuren tragen die Mitra auf dem Haupt, das Pedum in der rechten,
das aufgeschlagene Evangeliar in der linken Hand. Der mittlere Bischof. ist thronend
dargestellt; vor ihm knieet auf den Stufen des Episcopalsitzes eine, ebenfalls ein
aufgeschlagenes Buch haltende, in ein Chorgewand gekleidete kleinere Figur, die
wohl den Donator vorstellt, aber auch als Vertreter des Ministrantenamtes erklärt
werden kann. Die beiden anderen Bischöfe, deren Stäbe eine unerfahrene Hand
bei der jüngsten Erneuerung des Schreines in Lanzen umgewandelt hat, erscheinen
in stehender Haltung. Die Pontifikalgewänder der Mittelfigur fallen in gutem Wurf.
Auch Alba und Planeta der Seitenfiguren wallen in breiten Stoffmassen herab, die
jedoch allzu konventionell symmetrisch behandelt sind und durchweg in ihren
Faltenaugen das knitterige, brüchige Wesen zeigen, welches der spätgothischen
Plastik eigen ist. Auf dieses Stilstadium deutet auch der markige, an das Portrait-
hafte streifende Naturalismus der Köpfe, deren Modellirung noch wirksamer sein
würde, hätte nicht eine im Ganzen gut gemeinte moderne Polychromirung da und
dort des Farbigen zuviel gethan. Trotzdem kann der künstlerische Werth dieser
Skulpturen nicht hoch genug angeschlagen werden. Die Komposition verdient
alles Lob. Die Haltung der Bischöfe ist voll Adel und Würde. Die Technik
zeigt, dass ein tüchtiger Künstler den Meissel geführt und dass derselbe den
fränkischen Bildhauerschulen, namentlich der Schule des Tylmann Riemenschneider
(1483--1532) nahe gestanden haben muss. Wer die von diesem Meister ge-
schaffenen Grabstatuen der Fürstbischöfe Rudolf von Scherenberg und Lorenz
von Bibra im Würzburger Dom kennt, dem wird beim Anblick der Bischofs-
gestalten zu Kirch-Brombach die schlagende Uebereinstimmung in der Auffassung
wie in der bildnissartigen Behandlung der Gesichtszüge nicht entgehen. Für dieses
Zeit- und Stilverhältniss spricht auch das den Altarschrein krönende;, gehäufte
Vegetativornament, sowie die reiche Polygongliederung der Basamente an den die
Nischen flankirenden Pfeilern. Keine Inschrift nennt die Namen der dargestellten
Bischöfe. Dass dieselben heilige Personen sind, wird schon durch. ihre Verwen-
dung als Altarfiguren, ausserdem aber auch durch die unterhalb des thronenden
jischofes angebrachte, von Stabwerk-Kreuzungen umrahmte leere Nische dargethan,
worin ehedem, der herkömmlichen Altarwidmung entsprechend, Reliquieen der dar-
gestellten Heiligen enthalten waren.
Genauere Schlussfolgerungen ergeben sich aus dem Inhalt der Tafelmalereıven
auf den Innenseiten der beiden Flügel des Altarschreines. Wir sehen da die lehr-
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