WETTE EL ER LTE
KREIS ERBACH
sie als Badeanstalten erklärte und wofür manche Forscher allerneuestens wieder
eintreten, so dass also in diesem Betracht abermals Ansicht gegen Ansicht steht.
Eine kleinere Trümmergruppe unfern des südlichen Lagerwinkels scheint von einer
bürgerlichen Niederlassung herzurühren. Der Innenraum des Kastells ist gegen-
wärtig theils mit Laubholz bestellt, theils von dichtem Graswuchs überzogen und
entzieht in diesem Zustande dem Auge etwaige darunter befindliche Baureste. Die
obengenannten Abmessungen, welche die Aufnahme von etwa anderthalb Kohorten
Besatzung ermöglichten, rechtfertigen übrigens die Annahme des ehemaligen Vor-
handenseins von Prätorialgebäuden. Dass die Anlage einer gewissen Sorgfalt
künstlerischer Ausstattung sich erfreute, bezeugen folgende hier gemachten Funde:
eine Fibula aus Bronze und Silber, ein Löwenhaupt aus buntem Sandstein und
aus gleichem Material der Statuettentorso eines Legionssoldaten in der Sammlung
des historischen Vereins zu Darmstadt; ferner im Museum zu Wiesbaden die Skulp-
turen eines unter einem Eber liegenden Jägers und ein Thürsturz mit dem Relief
einer Siegesgöttin. — Im Bezirk Hoffeld-
wald der Lützelbacher Gemarkung befindet
sich die in Folge der Ausbeutung ihrer
Sandsteinquadern erst neuerlich auf blosse
Substruktionen eingeschränkte Ruine SZezn-
knorren, bestehend aus zwei Gebäuden,
deren scharfe Mauerecken nebst Fund-
stücken von Ziegelwerk und Gefässscherben
für die Annahme einer bürgerlichen Nieder-
Fig. 86. Lützel- Wiebelsbach. lassung sprechen. — Vom Kastell Lützel-
Thürsturz vom Römerkastell.
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N Ost, überschreitet auf diesem Zuge unter
Vermittelung dreier Trümmerstätten von Wachtthürmen und Signalstationen die
hessisch-baierische Grenze und erreicht durch das jüngst von Conrady aufgefundene
Kastell bei Wörth (zum Werde) den Hauptzug des römischen Limes am Main.
Die angesichts des Kastells Lützelbach unabweisbar sich aufdrängende Frage,
wie lange noch die Oertlichkeit in dem geschilderten Zustande verbleiben werde,
ist leider mit einer Klage zu beantworten. Wie so manches Wohnhaus und so
manche Gartenmauer in Lützelbach-Wiebelsbach nebst zahlreichen in den Hof-
raithen umherliegenden grösseren Werkstücken,. darunter ein Thürsturz (Fig. 86)
darthun, ist der alte Römerbau zu verschiedenen Zeiten ein Ziel der Steingier
gewesen und ist es noch jetzt. Die heutige Ausbeute unterscheidet sich aber von
der früheren dadurch, dass der gegenwärtige Besitzer die altehrwürdige Stätte
systematisch und geschäftsmässig als bequemen Steinbruch benützt, so dass, wenn
kein Einhalt geschieht, in nicht ferner Zeit kein Stein mehr auf dem anderen
stehen wird. Im Interesse der historischen Wissenschaft und der engeren Vater-
landskunde 'mahnt dieser Fall zu dringender Abhilfe.
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bach wendet sich die Mümlinglinie gen -
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