MÜMLING-GRUMBACH 199
gothische Lichtöffnung gen Norden, mit ausgebildetem Dreipass im Bogenschluss
und geblendeten Zwickeln an den Seiten der Maasswerkfüllung; die farbigen Glas-
tafeln darin sind neu. — Eine aus dem Chor in’s Freie führende Pforte mit ge-
kehlter Umfassung schliesst mit horizontalem, an den Ecken abgerundetem Sturz,
eine Form, die im allgemeinen der Profangothik eigen ist, aber auch in der Sakral-
gothik an solchen Stellen auftritt, die kein ausschliesslich kirchliches Stilgepräge
verlangen, wie im vorliegenden Fall an Nebenthüren, dann aber auch an Sakristei-
fenstern, Thurmeingängen u. dgl. — Der Kapellenthurm macht durch seine derbe
Mauertechnik den Eindruck, als sei seine Errichtung dem T.anghaus sowie dem
Frg. 108. Miümling-Grumbach. »Deae Matronaes; römisches Relief.
"ii w. Gr.
Chorgewölbe nebst Fensteranordnung im Untergeschoss vorangegangen. Die Aussen-
seiten zeigen keine Spur weder von abtheilenden Simszügen noch Fenstern; nur
einfache Mauerschlitze geben dem Innern das nöthige Licht. Der vom Dachboden
der Kapelle in die obere Tlhıurmabtheilung führende Spitzbogen ist augenscheinlich
jüngeren Ursprunges, ebenso die Aufsattelung der Thurmmauern und das hölzerne
Kranzgesims, über welchem seit 1877 ein neuer, niedriger Schieferhelm sich erhebt. —
Die im Obergeschoss befindlichen beiden kleinen Glocken sind neu.
Eine Rehefgruppe, auf welche der Gräflich Erbachische Archivrath Kehrer
vor etwa vier Jahrzehnten mit Sachkenntniss zuerst aufmerksam gemacht hat und
die daraufhin vom Geh. Staatsrath Dr. Knapp eingehend beschrieben wurde,*) ist
wohl geeignet, das fortgesetzte Interesse der kunstarchäologischen Forschung in
2) Verel, Archiv, 11.B.21843, S sr. u. ft.
Skulptur