Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
RAIBACH 
Weder die eine noch die andere Meinung ist zutreffend. Seiner ganzen Anlage 
und Mauertechnik nach war das Mühlhäuser Schlösschen (Fig. ııı) ein mittelalt- 
riger Wehrbau, eine kleine Wasserburg von der Gattung der sogen. Burgstadel, 
und wird den Breubergern als südliche Passsperre in ähnlicher Weise gedient haben, 
wie gen West, an der Wendung des Mümlingthales, die ehedem befestigte Propstei 
zu Höchst und gen Ost das Thalschlösschen am Neustädter Hof. Die Aussen- 
wehr des Mühlhäuser Schlösschens beschränkte sich auf einen Wassergraben, von 
welchem in dem unsicheren, durchfeuchteten Wiesenplane ringsum deutliche Spuren 
bemerkbar sind. Die Plananlage des Gebäudes bildet ein Rechteck von nur I2 m 
Länge und 7 m Breite. Auf der Westfront sind die aus Bruchsteinen errichteten 
Hochwände in zwei Geschossen erhalten, die von wenigen ungegliederten Licht- 
öffnungen durchbrochen sind. Die drei 
übrigen Seiten des Mauerumschlusses 
sind bis zum Sockel abgetragen. An der 
Südwestecke springt ein die alte Heer- 
strasse beherrschender Thurm vor, der 
mit den anstossenden Gebäudetheilen 
  
nur wenig im Mauerverband steht. Das 
Innere des mit Schiessscharten ver- u 
® 
       
    
sehenen T'hurmes enthält Spuren einer | I RR 
Wendelstiege. An der Aussenseite und | 
längs der benachbarten (sebäudeflucht 2 
sind Ueberreste von altem Wandbe- 
wurf mit bemalter Quadrirung in rothen 
Strichlagen sichtbar, ein im Stadium u — I 
der Spätrenaissance mit Vorliebe ge- Fig. ıı1. Raibach. 
pflegter Gebäudeanstrich. so dass die Mühlhäuser Schlösschen; Ansicht und Grundriss. 
Neg A lass 
ee 
/400 W. Gr. 
Annahme nicht unbegründet erscheint, 
das Mühlhäuser Schlösschen habe bis weit in’s vorige Jahrhundert hinein einem 
Breuberger Dienstmann als Burgsess gedient. 
Zur Gemeinde Raibreitenbach gehört der nördlich davon, unweit der Mümling ge- 
legene Hof Arnheiten, i. J. 1500 urkundlich Arnherden der Hof genannt. An 
dieser Oertlichkeit oder in ihrer unmittelbaren Nähe lag eine römische Niederlassung, 
über welche ein auf der Bibliothek zu Leyden im Original und auf der Hofbibliothek zu 
Darmstadt in Facsimile-Nachbildung befindlicher gezeichneter und kolorirter Aus- 
grabungsplan nähere Kunde enthält. Nach einer der erklärenden Beischriften, die zwar 
undatirt sind, aber nach der Schriftform dem 17. Jahrhundert anzugehören scheinen, 
ist »arhaiden« als Oertlichkeit der Niederlassung beglaubigt und ein Graf Ludwig 
von Löwenstein als Urheber der Ausgrabung anzunehmen. Auffallend ist die That- 
sache, dass manche der auf dem Plane abgebildeten Funde mit auf Burg Breuberg 
vorhandenen römischen Alterthüimern Zug um Zug übereinstimmen, wesshalb die 
Annahme eines Identitätsverhältnisses nicht ohne weiteres abzulehnen sein dürfte. 
Indess, die bewährten alten Forscher J. J. Winkelmann und Daniel Schneider be- 
richten mit solcher Bestimmtheit über eine ganze Reihe von im Jahre 1543 auf 
Hof Arnheiten, 
röm. u. mittelaltr. 
Wüstungen 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
    
  
   
   
  
    
  
  
  
    
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
 
	        
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