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REHBACH 215
mauern befindlichen paarweisen Licht- und Schallöffnungen erstreckte. Die
Formensprache der erhaltenen älteren Bautheile be-
kundet am Thurm wie an den Fenstern der Sakristei
den Stil der Spätgothik um die Wende des ı5. und
16. Jahrhunderts. Kein Zweifel, dass das Thurm-
untergeschoss von Anbeginn als Chorraum bestimmt
war; darauf deuten die Orientirung des Bautheiles, seine tektonische und liturgische
Ausstattung sowie der gen West sich öffnende, jetzt als Eingang der Kapelle
dienende, auf einfachen Pfeilerkämpfern ruhende Triumphbogen. (Fig. 113.)
Noch steht der alte Altar mit der Mensaplatte an seiner ursprünglichen Stelle.
Darüber wölbt sich als Eindeckung ein Sterngewölbe, welches aus den Ecken des
quadratischen Raumes
unter Vermittelung von
kapitällosen Dreiviertel-
säulen aufsteigt, deren
Rundstämme auf poly-
gonen, an den Flächen
gefurchten Basamenten
ruhen. Die einfach ge-
kehlten Wölberippen sind
anihrenDurchkreuzungen
mit fünf kleinen Schilden
besetzt, von denen der
mittlere das Erbachische
Wappen, ein seitlicher
Schild das Johanniter-
kreuz enthält, die übrigen :
drei Schilde jedoch ihre
heraldische Zier verloren
haben. Das Heiligthum
empfängt sein Licht durch
Fig. 112. Rehbach. Kirchthurm mit Sakristei.
zwei Fensterpaare, die
zwar über den Pfosten spitzbogig ansetzen, aber im Scheitel ovalförmig schliessen:
willkürliche Bildungen, die, ähnlich wie die Rundform des Triumphbogens, nicht
auf vermeintlichen romanischen Ursprung, sondern auf das Verklingen der Gothik
hinweisen. Ein gleiches gilt von den Einzelformen der Sakristei, in welche auf
der Nordseite des Altarraumes eine Spitzbogenpforte führt und deren Fensterstürze
die spätestgothischen, flachgeschwungenen Formen des sogen. Eselsrückens aufweisen. —
Hinsichtlich der Beschaffenheit des ehemaligen Zanghauses sind keinerlei bauliche
Handhaben für die Beurtheilung mehr übrig. Die Niederlegung dieses Bautheiles
hat mit dem Vorhandenen so gründlich aufgeräumt, dass nicht die geringste Spur
von Mauerwerk, geschweige denn von stilistischen Merkmalen auf die Gegenwart
gekommen ist. Gleichwohl fehlt es nicht gänzlich an Anhaltspunkten für eine an-
nähernde Bestimmung des Zeitverhältnisses. Der gothische Baustil des Thurmes W
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