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tiefung andauernd zu jeder Jahreszeit bemerkbar ist. Weitere Funde im massenhaften
Ziegelschutt bestanden in Bruchstücken von Röhren aus gewöhnlichem Thon, auch
in Gefässfragmenten aus feiner samischer Erde. Dichte Pflanzungen von jungem
Eichenschlag bedecken gegenwärtig die Oertlichkeit und erschweren die Forschung. —
Aehnlich verhält es sich mit der weiterhin in südlicher Richtung gelegenen Trümmer-
stätte Zschern im Waldbezirk Eschersberg, wo inmitten des ruinenbedeckten Bodens
die mächtige Quelle der alten Niederlassung heute noch unverschüttet sprudelt.
Alle drei Anlagen scheinen bürgerliche Siedelungen gewesen zu sein, wie die scharfen
Winkel ihrer Umschlussmauern, im Gegensatz zu den gerundeten Ecken römischer
Wehrbauten, insbesondere der Kastelle, vermuthen lassen; auch fanden sich bis
jetzt auf den zahlreich zu Tage getretenen Werkstücken aus gebrannter Erde weder
Legions- noch Kohortenzeichen. — Vom Siemhaus beginnend und in einem Ab-
stand von 30—40 Schritt mit dem Weg von Rimhorn nach Hainhaus- Vielbrunn
parallel laufend, zieht eine gesteinte Bodenerhebung von 3—5 m Breite gen Süd
und bricht plötzlich ab. Die Anlage scheint eine Römerstrasse zu sein, deren Voll-
führung unterbrochen wurde. — Die vom ‚Stermhaus nach dem Dorfe Fürstengrund
ziehende Thalschlucht mit zerstreuten Spuren alten Gemäuers heisst der Römergrund.
DR
XAV, ROTHENBERG
MAMARKTFLECKEN, südöstlich von Darmstadt, südlich von Erbach, auf
j, dem Bergrücken der ZZerschnorner Möhe über dem Thal des Finken-
» bach gelegen, hiess im 14. und 15. Jahrhundert Rodenderg, im 16.
Jahrhundert Kozienderg, vom althochdeutschen zode, Rodung.
Der Ort gehört zu demjenigen Theil des alten Lobdengaues, dessen Wildbann
König Dagobert im Jahre 625 dem Bischof von Worms als Schenkung überwiesen
hatte. In der Folge erscheint Rothenberg als Hauptort einer kleinen Herrschaft
gleichen Namens mit den Filialdörfern Ober-Hainbrunn (1441 Z/unebronn, 1446
Hunbronn) und Unter-Finkenbach (1446 Vinckenbach, im 16. Jahrhundert vndern
Finkenbach) nebst Vogteiantheil in dem jetzt badischen Dorfe Mosbrunn jenseits
des Neckar. — Kaiser Karl IV verlieh im Jahre 1353 die Herrschaft den in der
Gegend längst angesessenen Herren von und zum Hirschhorn als Reichslehen,
das nach dem Aussterben dieses Geschlechtes 1632 an die Grafen von Cronenberg
kam. Nach dem Erlöschen dieser Familie im Jahre 1704 erhielten die Freiherrn,
beziehungsweise Grafen von Degenfeld Rothenberg zu Lehen, von denen die Herr-
schaft 1797, mit lehensherrlicher Bewilligung des Kaisers Franz II, käuflich in
den Besitz der Grafen zu Erbach-Fürstenau gelangte, welche seitdem den Namen
Herr zu Rothenberg in ihre Titel aufgenommen haben.
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