Full text: Kreis Erbach (A, [2])

   
  
  
  
  
Römische Ruinen 
KREIS ERBACH 
Dagegen sind einige in der Nähe des Dorfes befindliche römzsche Trümmer- 
stätten von archäologischem Interesse, besonders zwei Niederlassungen, die in den 
Auf 
letztvergangenen Jahren die Aufmerksamkeit der Lokalforschung erregt haben. 
einer aussichtreichen Höhe des Gemeindewaldes, 1 km westlich vom Dorfe, wurden 
1877 durch die Bemühung des Ortsgeistlichen, Hrn. Pfarrer Seeger, die Grundmauern 
eines Gebäudes von 36 Schritt Länge und ı6 Schritt Breite freigelegt. Unter den 
Fundstücken aus Zerra sigillata befand sich das Bruchstück eines grösseren Gefässes 
mit dem aus altrömischen, unregelmässigen Lettern bestehenden Worte PATER, 
als muthmasslicher Anfang einer Aufschrift oder Widmung. Der Fund soll geschenk- 
weise an die öffentliche Sammlung nach Bonn gekommen sein; andere Gegenstände 
gelangten in die Museen zu Darmstadt, Mainz und Wiesbaden. — In einer Ent- 
fernung von zwanzig Schritt östlich von der genannten Oertlichkeit wurde eine noch 
beträchtlichere Ruinenstelle konstatirt, die jedoch unerforscht blieb. In gleichem 
    
Abstande weiter östlich davon war man 
= auf ein festes Gewölbe gestossen, dessen 
a nn : a x garcle 
Dar Untersuchung wegen des eindringenden 
Grundwassers in’s Stocken gerieth. — Auf 
hessisch-baierischem Grenzgebiet, 2 km von 
Seckmauern, liegen auf dem zum Mainthal 
abfallenden Höhenzuge mehrere Trümmer- 
hügel, darunter zwei grössere, die feuchte 
Mauer genannt. Ueber eine im Juni 1880 
unter Leitung des Herrn Bezirksfeldwebels 
Heinrich Giess vorgenommene Ausgrabung 
erhielten wir von demselben einen Bericht, 
  
  
  
dem Folgendes entnommen ist. Auf der 
Ei Westseite des grösseren Hügels stiess man 
Fig. 127. Seckmauern. \ : { : 
Römische Baureste;, Thoranlage und zuerst, ın einer Tiefe von Be auf 
Mauerwerk eines 14,7 m langen, 7,4 m 
breiten Gebäudes von Sandsteinquadern. 
Kämpfergesims. 
Der Schutt enthielt eine Menge von Mörtel mit grobem Flugsand untermischt. Bei 
der Erforschung der Mauerflucht öffnete sich an der Ecke der einen Schmalseite ein 
Thoreingang. Parallel damit läuft in einem Abstand von 4,5 m eine Zwischen- 
mauer, deren Länge bis zu 5 m verfolgt wurde. Auf der Aussenseite der nordöstlichen 
Ecke Hier 
pilasterähnlichen Wandpfeiler mit gut gegliedertem Kämpfersims. (Fig. 127.) 
man einen 
Die 
südöstliche Ecke des Gebäudes wurde erst in einer Tiefe von 2 m gefunden. Die frei- 
ist die Mauer frei, .ın einer ‘Höhe bis zu 1,9 m. fand 
gelegten Mauern sind überall 90 cm dick. Etwa fünfzig Schritt davon liegen die 
Trümmer eines Nebengebäudes, dessen Mauerdicke 70 cm beträgt. Unter dem Schutt 
des Hauptgebäudes fanden sich grössere Sandsteinplatten und Bruchstücke eines räum- 
lich beträchtlichen Thongefässes, ferner ein zerbrochener Handmühlenstein, ein eisernes 
Messer, Ueberreste von geschmolzenem Glas und kleineren Gefässen aus Zerra sıgallata, 
was Alles für römische Herkunft spricht. Uebrigens hatte das Gebäude augenscheinlich 
keine militärische Bestimmung, sondern es war eine Niederlassung bürgerlicher Art. 
  
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
   
  
  
      
  
    
   
  
  
  
  
  
	        
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