Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
  
STEINBACH U. EINHARD-BASILIRA 261 
Mehr Licht werfen die folgenden Jahrhunderte in die Frage. Die Benediktiner 
von Lorsch, welche nach Erneuerung des alten Besitzthums im Odenwald dort 
eingezogen waren, scheinen sich nur bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts daselbst 
behauptet zu haben; wenigstens erlischt vom dritten Jahrzehnt dieses Säculums ab 
jede Spur von der Fortdauer des Klosters als Benediktiner-Filiale. Die Vermuthung 
liegt nahe, dass die Niederlassung das Schicksal der Abtei Lorsch getheilt habe, die 
damals durch Erzbischof Sigfried von Mainz aufgelöst und in der Folge dem Orden 
der Prämonstratenser eingeräumt wurde. In dem ÖOdenwald-Genossenschaftshaus 
aber treten nunmehr, an Stelle der bisherigen Ordens-Brüder, Ordens-Schwestern 
auf, die von Einigen für Benediktinerinen, 
  
von Anderen für Prämonstratenserinen gehalten 
werden. Die erstere Annahme ist augenschein- 
lich .die richtigere. Sie. stützt sich auf. eine 
Urkunde, welche für die Erkenntniss und Fest- 
stellung des ganzen Verhältnisses der Stiftung 
gradezu entscheidend ist und von der es unbe- 
greiflich erscheint, wie sie bisher, ungeachtet 
ihrer Klarheit und Bestimmtheit, zu Missdeutungen 
und irrigen Folgerungen in der Frage Michel- 
stadt-Steinbach Anlass geben konnte. In der 
von Papst ‚Gregor IX im Jahre 1233 an die 
auf die Lorscher Religiosen gefolgten Ordens- 
frauen gerichteten Bestätigungsurkunde der zum 
Kloster gehörigen Besitzungen ist nämlich von 
  
  
  
  
  
  
einem ‚SZerinbeche oder Steinbach ebenfalls keine 
Rede, sondern die Stiftung erscheint unter dem 
Namen Michelstadt und zwar als Monasterium 
ordinıs sanct! Benedıch. Da nun unter diesen 
ÖOrdensfrauen nur die Benedictinerinen von Stein- 
  
  
bach verstanden sein können — ein zweites 
  
Kloster dieser Regel existirte in und um Michel- 
Fig. 134. Steinbach. 
Einhard-Bastılıka. 
Grabplatte des Abtes Benno, 
stadt nicht —: welches durchschlagendere Moment 
für das lIdentitätsverhältniss von Michelstadt- 
Steinbach könnte es geben, als die nicht miss- Up w. Gr. 
zuverstehende Sprache jener Urkunde, die an 
dem ursprünglichen Namen der Gründung mit dem Konservatismus festhielt, der 
überhaupt die Sprache des päpstlichen Stuhles kennzeichnet? Allerdings bestand 
das Frauenkloster bis zu seiner Aufhebung in den Zeiten der Reformation (1535) 
unter dem Namen Steinbach fort. Aber merkwürdig, die Klostereinkünfte beruhten, 
wo immer davon Kunde gegeben wird, ausnahmslos auf Gütern und Gefällen, die 
nachweisbar zu der vorher aufgelösten Propstei Mschelstadt gehört hatten. Und 
in dieser Hinsicht ist wieder jener päpstliche Bestätigungsbrief von Wichtigkeit, 
insofern darin die Güter von Marbach, Elsbach und Bullau als solche aufgezählt 
werden, die später, bis zur Besiegelung des Schicksals der altehrwürdigen Stiftung 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
    
   
  
  
  
  
  
     
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