264 KREIS ERBACH
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fg. 137. Steinbach. Einhard-Basılika. Romanisches Portal-Tympanon.
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jo w. Gr.
und gelbe Linearfelder abgetheilte, architektonisch gegliederte Umrahmung der ehe-
mals unter dem Lichtgaden hinziehenden Wandzier noch ziemlich deutlich zu ver-
folgen, ebenso verschiedenes Rankenwerk an den Fensterlaibungen. Ob diese
schwachen Spuren malerischen Schmuckes für die Karolingerzeit zu beanspruchen
sind, ob sie erst dem Erneuerungsstadium der Niederlassung am Ende des ı1. Jahr-
hunderts angehören oder einer noch jüngeren Zeit, lassen wir dahingestellt. — Die
Renaissance-Gliederungen der Fenster. im Obergeschoss des Winterchores und an
zwei Fensterpaaren im westlichen Theil der Basilika mögen aus der Zeit vor dem
dreissigjährigen Kriege herrühren, wo das Gebäude vorübergehend als Hospital be-
nützt wurde, um dann unaufhaltsam seinem Ruin entgegenzugehen. In allen diesen
nachkarolingischen Veränderungen und Schicksalen sieht man somit den kunst-
historischen Thatbestand mit den ortsgeschichtlichen Nachrichten Hand in Hand
gehen.
So ist es um die Kirchenruine zu Steinbach nach langer Verdunkelung ihrer
3edeutung und ihres Zeitverhältnisses bestellt. Angeregt durch unser Forschungs-
ergebniss und unmittelbar daran anknüpfend hat der verstorbene Grossherzogliche
Oberappellations - Gerichtsrath Draudt, langjähriger Präsident des historischen
Vereins für das Grossherzogthum Hessen, eine werthvolle Zusammenstellung aller
urkundlichen Nachrichten über die Einhard-Gründung veröffentlicht und gelangte
hinsichtlich des von uns nachgewiesenen Identitätsverhältnisses Michelstadt-Steinbach
zu dem Schlusse, »dass fast nicht zu begreifen, wie man zuvor von der anderen
Annahme so allgemein hat ausgehen können.«<*) Möge es der Urkundenwissen-
schaft gelingen, immer mehr Beiträge nach dieser Richtung hin an’s Licht zu schaffen.
Unterdessen werden die schlanken, säulenartigen Ziegelpfeiler mit ihren dicht
gestellten Archivolten, die Gliederungen und Profilirungen der Schmucktheile an den
*) S. Archiv des histor. Vereins für das Grossherzogthum Hessen 1874, B. XIII, Heft 3: »Draudt, das Kloster
Michelstadt, Steinbach im Odenwald.«