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hards II, zufiel. Als nach dem Tode Graf George’s II seine vier Söhne zur Re-
gierung gekommen waren, fand 1606 eine abermalige Theilung statt, welche 1672
unter den Söhnen Georg Albrechts I und im 18. Jahrhundert unter den drei Söhnen
Georg Albrechts III abermals sich wiederholte, und wodurch die Grafen Philipp
Karl, Georg Wilhelm und Georg August die Stifter der noch jetzt blühenden Gräf-
lichen Linien Erbach-Erbach, Erbach-Fürstenau und Frbach-Schönberg geworden
sind. — Seiner hochangesehenen Stellung im deutschen Reiche erfreute sich das
Haus Erbach schon im 12. und 13. Jahrhundert. Es spricht dafür der Besitz der
Centgerichtsbarkeit, die nur dem hohen Adel übertragen wurde. Auch standen die
Erbacher schon früh in Beziehungen zum Reichsoberhaupt. Aus einer Urkunde
von 1223 erhellt die Eigenschaft Gerhard’s I als Königlicher Schenk.. Im Jahre
1255 kommt ein Pincerna de Erpach (wahrscheinlich ist Konrad I gemeint) als
Mitglied des unter König Wilhelm geschlossenen rheinischen Landfriedens vor, und
der nämliche Schenk Konrad tritt mit seinem Neffen Johannes als Zeuge in einer
vom 7. December 1273 datirten Urkunde auf, kraft welcher König Rudolf den
Bürgern von Worms ihre sämmtlichen Privilegien bestätigt.*) — In den folgenden
Jahrhunderten gelangten mehrere Erbacher zu hohen Kirchen- und Staatsämtern.
‘Gerlach von Erbach bestieg den Fürstbischöflichen Stuhl von Worms im ersten
Drittel des 14. Säkulums; Schenk Dietrich war von 1434 bis 1459 Erzbischof und
Kurfürst von Mainz; im 15. Jahrhundert gelangte Philipp von Erbach zur Würde
eines infulirten Abtes der reichsunmittelbaren Abtei Weissenburg. Im Felde thaten
sich rühmlich hervor: Eberhard XIII als Befehlshaber der Pfälzischen Truppen im
Bauernkrieg, Georg III als Kaiserlicher Offizier in der Schlacht bei Pavia, Georg VI
in den Kämpfen der Venetianer gegen die Türken und Philipp Ludwig als hollän-
discher Obrist bei der Belagerung von Kaiserswerth. Auf der Wahlstatt bei Nürn-
berg hauchte Graf Georg Friedrich, Sohn Ludwig’s des Ritters, unter den Augen
Gustav Adolfs von Schweden sein Leben aus, und bei dem FEntsatz von Wien
stand abermals ein Erbacher, Georg Albrecht, wider den Halbmond unter den
Fahnen des Kaisers. — Die Kunstliebe des Hauses Erbach werden wir durch
hervorragende Bau- und Bildwerke bestätigt finden, insbesondere aber durch die
Gräfliche Kunstsammlung, als deren Begründer der letzte souveräne Graf von
Erbach-Erbach, Franz I, im Verlaufe dieser Darstellung uns noch öfter begegnen
wird. — Das Wappen des Hauses Erbach ist seit Anbeginn ein in Roth und Silber
quergetheilter Schild. In dem rothen oberen Felde erscheinen zwei fünf- bis acht-
strahlige Silbersterne; auf dem silbernen unteren Felde steht ein formengleicher
rother Stern. (Vergl. Schlussvignette Fig. 59, nach einem im Erbacher Hausarchiv
aufbewahrten, am Testament des Schenken Konrad I, 7 1290, befindlichen Siegel
Schenk Gerhardt’s II)
Im Schutz der alten Burg Erbach entstand die Stadt gleichen Namens. An-
fänglich bildete letztere mit der Burganlage ein Ganzes, das von den beiden Armen
der Mümling, alte und neue Mümling genannt, inselartig umflossen gewesen sein
soll. Aber auch in der Folge, nach dem Verschwinden des kleineren Armes, an
*) Vergl. Boos, Dr. H., Urkundenbuch der Stadt Worms, B, I,
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