Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
  
  
ERBACH. 47 
welchen jetzt nur noch ein unbedeutender Wasserfaden erinnert, verblieb der Stadt 
die Bedeutung eines erweiterten Schlossbezirks. Noch heute heisst dieser von 
Mauer- und Thurmüberresten umgebene Stadttheil das Städtel. Hier erhoben 
sich die ‚Stadtkapelle und die Wohnsitze der Erbburgmänner des Hauses Erbach. 
Unter den ältesten dieser adeligen Vasallen erscheinen: Die Herren von Eicholds- 
heim und von Brensbach, die Familien Echter von Mespelbrunn, Kotwitz von Auln- 
bach, Gans von Otzberg, Schade von Altheim, Hertel von Michelbach, von Schnellradt, 
Bafey, Habern, Freienstein u. a. Eıst im ı6. Jahrhundert wuchs Erbach über das 
Städtel hinaus zu einer eigentlichen Stadt mit nun zunehmendem bürgerlichem 
Gepräge heran und erhielt von Graf Eberhard IT ihr Wappen: einen rothen Schild, 
worin ein schräg gewelltes blaues Band mit drei rothen Sternen. 
“ERR 
GOTTESHALSER 
Die Pfarrkirche, Stadtkirche genannt, ist im Aeusseren ein räumlich ansehn- 
liches, künstlerisch jedoch minder bedeutsames Gebäude, welches in den Jahren 1748 
bis 1750 im nüchternsten Barockstil an Stelle eines den hh. Bartholomäus und 
Sebastianus geweihten kleineren Gotteshauses errichtet wurde. Dieses ältere Heilig- 
thum, die Sfadtkapelle, war eine Stiftung des Schenken Eberhards VIII aus dem 
Jahre 1370 und kann dieser Zeitstellung entsprechend nur ein Werk der Gothik 
gewesen sein. Bis dahin war Erbach auf die Pastoration von Michelstadt ange- 
wiesen und verblieb auch ferner im Filialverhältniss zur dortigen Mutterkirche. 
Erst die Erhebung der Stadtkapelle zur Pfarrkirche um 1500 löste dieses Band. 
— Der Baukörper des jetzigen Gotteshauses bildet im Grundriss ein Rechteck, 
welchem östlich die Sakristei, südlich der Thurm vorliegt. An der Thurmthüre 
Stehen der Name Jehovah in hebräischen Lettern und folgende Weiheinschrift in 
lateinischen Majuskeln : 
DEM DREIEINIGEN GOTT ZUR EHRE, DER EVANGELISCH- 
LUTHERISCHEN RELIGION ZUM DIENSTE UND SICH UND SEINEM 
VOLKE ZUM TROSTE ERBAUTE DIESEN TEMPEL DER HOCH- 
GEBORENE DES H. R. REICHES GRAF UND HERR HERR GEORG 
WILHELM REGIERENDER GRAF ZU ERBACH etc. etc. 
Ueber dem westlichen Langhausportal erblickt man das Hauswappen des hohen 
Stifters, begleitet von dem Allianzwappen seiner ersten und seiner zweiten Ge- 
mahlin, Sophie Charlotte Gräfin von Bothmar, verwittweten Reussin, Gräfin von 
Plauen, und Leopoldine, Wild- und Rheingräfin zu Daun und Kyrburg. 
Der /nnenbau der Pfarrkirche verzichtet auf die Ziele eines dem Idealen 
zustrebenden Heiligthums und geht über die Utilitätsgrenze einer grossräumigen 
Kirche, 
Aeusseres 
Inneres 
    
    
    
   
    
   
   
   
     
     
  
  
   
      
    
    
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
	        
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