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welchen jetzt nur noch ein unbedeutender Wasserfaden erinnert, verblieb der Stadt
die Bedeutung eines erweiterten Schlossbezirks. Noch heute heisst dieser von
Mauer- und Thurmüberresten umgebene Stadttheil das Städtel. Hier erhoben
sich die ‚Stadtkapelle und die Wohnsitze der Erbburgmänner des Hauses Erbach.
Unter den ältesten dieser adeligen Vasallen erscheinen: Die Herren von Eicholds-
heim und von Brensbach, die Familien Echter von Mespelbrunn, Kotwitz von Auln-
bach, Gans von Otzberg, Schade von Altheim, Hertel von Michelbach, von Schnellradt,
Bafey, Habern, Freienstein u. a. Eıst im ı6. Jahrhundert wuchs Erbach über das
Städtel hinaus zu einer eigentlichen Stadt mit nun zunehmendem bürgerlichem
Gepräge heran und erhielt von Graf Eberhard IT ihr Wappen: einen rothen Schild,
worin ein schräg gewelltes blaues Band mit drei rothen Sternen.
“ERR
GOTTESHALSER
Die Pfarrkirche, Stadtkirche genannt, ist im Aeusseren ein räumlich ansehn-
liches, künstlerisch jedoch minder bedeutsames Gebäude, welches in den Jahren 1748
bis 1750 im nüchternsten Barockstil an Stelle eines den hh. Bartholomäus und
Sebastianus geweihten kleineren Gotteshauses errichtet wurde. Dieses ältere Heilig-
thum, die Sfadtkapelle, war eine Stiftung des Schenken Eberhards VIII aus dem
Jahre 1370 und kann dieser Zeitstellung entsprechend nur ein Werk der Gothik
gewesen sein. Bis dahin war Erbach auf die Pastoration von Michelstadt ange-
wiesen und verblieb auch ferner im Filialverhältniss zur dortigen Mutterkirche.
Erst die Erhebung der Stadtkapelle zur Pfarrkirche um 1500 löste dieses Band.
— Der Baukörper des jetzigen Gotteshauses bildet im Grundriss ein Rechteck,
welchem östlich die Sakristei, südlich der Thurm vorliegt. An der Thurmthüre
Stehen der Name Jehovah in hebräischen Lettern und folgende Weiheinschrift in
lateinischen Majuskeln :
DEM DREIEINIGEN GOTT ZUR EHRE, DER EVANGELISCH-
LUTHERISCHEN RELIGION ZUM DIENSTE UND SICH UND SEINEM
VOLKE ZUM TROSTE ERBAUTE DIESEN TEMPEL DER HOCH-
GEBORENE DES H. R. REICHES GRAF UND HERR HERR GEORG
WILHELM REGIERENDER GRAF ZU ERBACH etc. etc.
Ueber dem westlichen Langhausportal erblickt man das Hauswappen des hohen
Stifters, begleitet von dem Allianzwappen seiner ersten und seiner zweiten Ge-
mahlin, Sophie Charlotte Gräfin von Bothmar, verwittweten Reussin, Gräfin von
Plauen, und Leopoldine, Wild- und Rheingräfin zu Daun und Kyrburg.
Der /nnenbau der Pfarrkirche verzichtet auf die Ziele eines dem Idealen
zustrebenden Heiligthums und geht über die Utilitätsgrenze einer grossräumigen
Kirche,
Aeusseres
Inneres