Full text: Kreis Erbach (A, [2])

ERBACH 
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Der Sarkophag ist ein Monolith aus buntem Sandstein. Die vordere Lang- 
seite und die beiden Schmalseiten sind von Spitzbogenfriesen eingefasst;-an der 
rückwärtigen Langseite vertritt Blätterschmuck die architektonische Zier. Den Rand 
des Sargdeckels umziehen Laubornamente in Relief, die aus grösseren und kleineren 
Epheuranken bestehen. Sämmtliche Vegetativ- Verzierungen wie auch die Motive 
der Friesbildung deuten auf die Formensprache der Gothik am Ende des 13. Jahr- 
hunderts. Der Sarg kann sonach nicht die ursprüngliche Einhard-Tumba aus der 
karolingischen Zeit sein. Abgesehen von stilistischen Gründen, welche eine solche 
Möglichkeit ausschliessen, ist aber auch der Umstand von Belang, dass die bescheidenen 
Abmessungen des Sarkophag-Inneren für die Aufnahme dreier Leichname nicht den 
erforderlichen Raum darbieten. Es scheint hiernach schon in der Aera der Früh- 
gothik eine Erhebung der Gebeine stattgefunden zu haben und damit in Verbindung 
ihre Uebertragung und Ansammlung in dem damals angefertigten gothischen Stein- 
sarg, dessen eingeschränkte Massverhältnisse diesem Zweck vollkommen entsprechen. 
Ueber dem Einhard-Sarkophag ist ein, die obenerwähnte Widmungsinschrift 
zur Zeit verhüllender Altarschrein mit beachtenswerthen Figuren von halber Lebens- 
grösse angebracht, die sich auf drei Nischen vertheilen. Nach allen Anzeichen des 
Stiles gehört der Altar dem Schluss des ı5. Jahrhunderts an. In der Behandlung 
walten Züge, welche auf die oberdeutsche holzplastische Schulrichtung hinweisen. 
In der Mittelnische erscheint nahezu als Rundfigur und auf der Mondsichel stehend 
die Madonna mit dem göttlichen Kinde auf dem Arme. Die Gruppe ist von einer 
Strahlenglorie mit gemustertem Hintergrund umgeben. Das ungewandete Christ- 
kind hält freudig bewegt einen Apfel in der emporgehobenen rechten Hand, während 
die Linke, einem in der mittelaltrigen Kunst beliebten Darstellungsmotiv entsprechend, 
nach der Fussspitze greift. Vom Haupt der Madonna, zu welchem die jetzt auf 
dem Kranzgesims des Schreines stehende jüngere Metallkrone gehört, fliesst das 
Haar in langen Locken herab, eine Bewegung, die in den niederwallenden Falten 
des goldenen Gewandes ihre Fortsetzung findet. An den Flügeln des Altares treten 
die edel gewandeten Hochrelief-Figuren der h. Barbara und der h. Katharina auf, 
mit Kelch und Hostie, Rad und Schwert, als Attributen der Frömmigkeit und des 
Martyriums. Die Diademe auf den Häuptern deuten, als Kronen des ewigen 
Lebens, ebenfalls das Martyrium an, mit gleichzeitigem Hinweis auf die vornehme 
Abkunft der beiden h. Jungfrauen. Die Figuren heben sich von trefflich gemusterten 
Linearhintergründen ab und sind umrahmt von lebendigem naturalistischem Astwerk 
und Blätterornament. In ähnlicher Weise ist der Untersatz, die sogen. Predella, 
an den Seiten verziert, während die langgestreckte Vorderfläche mit Reliefbrust- 
bildern des als Welterlöser dargestellten Heilandes und der zwölf Apostel mit ihren 
Attributen geschmückt ist. Die Aussenseiten der Altarflügel zeigen in malerischer 
Wiedergabe Christus mit den Wundmalen, in der Auffassung als Schmerzensmann, 
und Maria als schwergebeugte Mutter, das Schwert im Herzen. Die Realistik der 
blutenden Wunden ist bei der Erlösergestalt, dem Geschmack der Zeit am Lebens- 
wirklichen entsprechend, mit Herbigkeit betont, während die Madonna im Ausdruck 
der Wehmuth edlere Züge aufweist. Im Ganzen stehen übrigens die beiden Ge- 
mälde bei weitem nicht auf der künstlerischen Höhe der plastischen Altarfiguren. 
Altarschrein 
 
	        
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