90 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
liche Gebäude als freie Schenkung unter der Bedingung bewilligt, dass das Gottes-
haus an der Stätte des ehemaligen Hochgerichtes erbaut und der Hochaltar auf den
Titel des h. Kreuzes geweiht werde. Letzteres geschah im Jahre 1269 unter dem
Priorat des Heinrich von Giessen, auch von Ipsen genannt.
Die Vermuthung des Joachim Brodt, wonach die Konsekration der Kirche durch
den seligen Albertus Magnus Graf von Bollstädt — seit 1223 selbst Dominikaner,
dann als hervorragendes Mitglied seines Ordens innerhalb wie ausserhalb Deutsch-
lands thätig und von 1269 bis 1271 Bischof von Regensburg — erfolgt sei, hat Manches
für sich. Der Chronist beruft sich nämlich auf eine damals im Konventsarchiv auf-
bewahrte, in der Säkularisationszeit verschwundene Pergamenturkunde des Bischofs,
worin es heisst: Albertus Dei gratia Raltisbonensis episcopus notum facimus
dilectis fratribus Ordinis Predic. in civitate Wimpinensi quod nimirum si Reveren-
dus Episcopus Wormatiensis Ecclesiam vestram non velit aut ob varıa impe-
dimenta asservare non possit, desuper nobis asede apostolica concessa silfacultas
eandem consecrandi et benedicendi.*)
Das bei seiner Gründung lediglich auf Almosen angewiesene Kloster gelangte
mit der Zeit durch Stiftungen und Schenkungen, die ihm der fromme Sinn der
Bevölkerung entgegenbrachte, in einen Zustand von Wohlhabenheit und Blüthe, der
bis tief in’s 16. Jahrhundert hinein andauerte. » Zrotz der mancherlei Berührungen,
die aus den (Besitz-) Verhältnissen entsprangen, lebten Stadt und Kloster in
fortwährendem, ungestörtem Frieden mit einander.«**) Diese friedlichen Beziehungen
änderten sich von Grund aus während der kirchlichen Wirren des 16. Jahrhunderts,
die dahin führten, dass die Dominikaner, anlässlich des den Anhängern der neuen
Lehre entzogenen Mitgebrauches der Stadtkirche gezwungen waren, die Klosterkirche
den Lutheranern zur Mitbenützung einzuräumen, ein Simultaneum, das von Seiten
der Stadt beklagenswerthe Ausschreitungen
von 1571 bis 1588 dauerte.’
regen das Kloster zur Folge hatte und
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“) — Während des dreissigjährigen Krieges und zwar in
den der Schlacht bei Wimpfen vorhergegangenen Maitagen des Jahres 1622 diente
das Kloster als Waffenplatz, insofern General Tilly »swey Karthaunen, alle Muni-
tion und Alles was zur Artillerie gehörte«, unter Bewachung von fünfzig Mann im
Konventsgebäude unterbringen liess. — Ungleich gewaltsamer gestalteten sich die
Schicksale der Dominikaner beim Durchzug der Schweden im Jahre 1632. Länger
als drei Wochen hatte das Kloster eine rücksichtslose Soldateska zu beherbergen.
Die Kirche wurde entweiht und die Religiosen vertrieben. Der aus dem Mittelalter
stammende Kirchenschatz fiel.der Plünderung anheim und ging verloren für immer.
Die Besitzungen des Klosters aber, welche König Gustav Adolf mit einem Federzug
*) Deutsch: Wir Albert von Gottes Gnaden Bischof von Regensburg, machen unsern ge-
liebten Brüdern des Predigerordens in der Stadt Wimpfen bekannt, dass, wenn der hochwürdige
3ischof von Worms euere Kirche nicht einweihen wollte, oder wegen verschiedener Hinder-
nisse nicht einweihen könnte, uns vom apostolischen Stuhl die Vollmacht verliehen sei, dieselbe zu
konsekriren und zu benediciren. (Vergl. v. Lorent S. 25.)
*#*) L, Frohnhäuser S. 92 u. 149.
*) Näheres hierüber und über die ferneren Bedrängnisse des Dominikanerklosters vergl.
ebenfalls L. Frohnhäuser S. 163 u. ff., sowie S. 326 u. ff.
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