Klosterkirche
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
anordnung der Choranlagen zu; Auch soll er als Rathgeber des Erzbischofs Konrad
von Hochstaden den Plan zur Erbauung des Kölner Domes gefördert haben. Diese
Umstände sowie seine einflussreiche Stellung als Ordensprovinzial für ganz Deutsch-
land machen die Mitwirkung des berühmten Bischofs und doctor universalis, wie der
vielseitig gebildete Gelehrte von den Zeitgenossen genannt wurde, auch beim Bau
des Wimpfener Dominikaner-Gotteshauses sehr wahrscheinlich, zumal der Chor dieser
Kirche von einer einfachen Grossheit ist, welche die Hand eines gewiegten Meisters
in jedem Zuge offenbart. — Die vier Flügel des Kreuzganges bekunden die Wirk-
samkeit der baubeflissenen Wimpfener Ordensleute in verschiedenen Stadien der
Gothik bis zur Schlusszeit des Stiles. Auch auf den Gebieten der Plastik und Malerei
that sich das Kloster hervor, welches unter seinen Mitgliedern einen ständigen
statuarius und sculptor besass. Während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
treten in dieser Eigenschaft die Religiosen Friedrich Taucher und Friedrich Dannecker
auf. Friedrich Taucher war der Verfertiger der gothischen Chorstühle, die im
18. Jahrhundert durch das vom Frater Andreas Felderer geschnitzte Rococo-Gestühl
verdrängt wurden. Und gleichwie das Dominikanerkloster San Marco zu Florenz
während des 15. Jahrhundert in Fra Fiesole und Fra Bartolommeo grosse Maler auf-
zuweisen hatte, so konnte sich das Wimpfener Kloster schon im Beginn des 14. Jahr-
hunderts des Malers Frater Rudolphus rühmen, der Chor und Kreuzgang mit Wand-
gemälden schmückte, von denen leider keine Spur mehr übrig ist.
Die Hauptthätigkeit der Wimpfener Konventualen umfasste jedoch den Bereich
der Theologie, besonders Homiletik und Apologetik. In ersterem Betracht ragte um
die Mitte des 16. Jahrhunderts Michael Vehe und neben ihm Johannes Fabri aus
Heilbronn hervor, welcher Domprediger zu Augsburg wurde und daselbst 1558 starb.
Als Apologet war Konrad Koch — bekannter unter dem Namen Conradus Wimpina,
auch Conradus a Fagis vel de Buchen im Mortuarium des Klosters genannt, Rektor
der Universität Frankfurt a. d. OÖ. und dort Tetzels Lehrer — ein entschiedener
Gegner der Reformation. Uebrigens blieb das Kloster vom Wellenschlag der neuen
Lehre nicht ganz unberührt; vom Frater Engelhard wenigstens ist nachgewiesen, dass
er auf Luther’s Seite trat.
Für das Ansehen des Klosters sprechen ausser seiner wissenschaftlichen und
künstlerischen Thätigkeit auch die vom Reichsoberhaupt dem Konvent erwiesenen
Besuche. Die Kaiser Karl V und Ferdinand I hielten Hoflager bei den Dominikanern
und residirten in dem zum Klosterkomplex gehörigen Gebäude, das dieser Ehrung
halber den Namen Kaiserbau domus caesarea , aedificium caesareum erhielt und
gegenwärtig katholischer Pfarrhof ist. Bezeichnend für die einflussreiche Stellung
des Klosters erscheint auch der Umstand, dass von der Mitte des 15. bis zum Schluss
des 16. Jahrhunderts die Versammlungen des Provinzial-Ordenskapitels zu wieder
holten Malen im Wimpfener Konventshause stattfanden. — Das Kloster besass eine
ansehnliche Bibliothek, die bei der Säkularisation an den Staat überging; nach zu-
ständigem Urtheil ist sie die werthvollste der in die Grossherzogliche Hofbibliothek
gelangten klösterlichen Büchersammlungen.
Die Dominikaner-Klosterkirche, jetzige katholische Pfarrkirche,
ist, wie schon oben angedeutet, gothischen Stiles und auf den Titel des h. Kreuzes