WIMPFEN A. B. 117
wovon oben die Rede war. An den Kirchenfesten Kreuzauffindung und Kreuz-
erhöhung strömen noch heute Schaaren von Pilgern zur Andacht des h. Kreuzes
nach Wimpfen.
Ein durch seine glänzende äussere Erscheinung nicht minder hervorragendes
Prunkstück ist die aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende 82 cm hohe
Monstranz. Dieselbe ist grossentheils eine Stiftung des Priors Jakobus Leidl und
des Kuratus von Meidlingen, nachmaligen Priors Eventius Schaumburger, welche
beiden Geistlichen zu den Anschaffungskosten im Betrag von 770 Gulden die nach
damaligem Geldwerth beträchtliche Summe von 636 Gulden gemeinsam beisteuerten.
Das Material des im Jahr 1768 vollendeten ansehnlichen Werkes ist vergoldetes
Silber. Der Haupttheil besteht aus einer dreifachen sonnenförmigen Strahlen-
elorie, die das Centrum mit der benedicirten Hostie umfluthet. Die Lunula sowie
der ihr zunächst befindliche Strahlenkranz und das krönende Kreuz sind über und
über mit brillantförmig facettirten Bergkrystallen besetzt. Auf dem ovalen Fuss
breitet sich reiches getriebenes Ornament in blühendstem Rococo aus, insbesondere
lebhaft bewegte Traubenranken als Symbole der Eucharistie. Bei abendlicher Kerzen-
beleuchtung ist die Wirkung der funkelnden Monstranz im Mittelpunkt des Hochaltars
von ungewöhnlicher Pracht.
Aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts stammt das zum Gebrauch an hohen
Kirchenfesten bestimmte 52 cm hohe, meisterlich komponirte und durchgeführte
Ciborium (Fig. 55a), dessen Cuppa aus vergoldetem Silber, der Fuss hingegen
aus vergoldetem Kupfer besteht. Die »50 Gulden, jo der Lomvent (laut einer
Notiz in der Klosterchronik) dafür bezahlet,« können, schon nach damaliger
Schätzung, nur als ein geringes Entgelt für die Herstellung des künstlerisch be-
deutsamen Werkes erachtet worden sein. Der treffliche Metallotechniker folgte in
der Gestaltung des Aufbaues wie in der ornamentalen Ausstattung seines Cibo-
riums keineswegs dem zu jener Zeit bereits aufdämmernden verflüchtigenden
Rococo: seine Stilrichtung war vielmehr konservativer Natur, indem dieselbe in
der ruhigeren, gesetzmässigeren Formensprache eines relativ besonnenen Barocco
sich bewegt, mit wohlabgewogenen Anklängen an die theils vegetative, theils band-
artige Ornamentationsweise des sogenannten Renaissance -Metallstiles. — Der runde
Fuss misst 18 cm im Durchmesser; auf goldenem Grunde erscheinen drei Me-
daillons mit alttestamentlichen symbolischen Reliefbildern in Silber: das Opfer des
Melchisedech in Brot und Wein, Elias in der Wüste von einem Engel gestärkt, und
der Hohepriester in der Stiftshütte vor den Schaubroten. Den Nodus schmücken drei
vergoldete neutestamentliche Hochreliefbüsten: Der Heiland, die h. Jungfrau und
St. Joseph. Drei Silbermedaillons an der unteren Wandung der reich ornamentirten
Cuppa schildern wiederum alttestamentliche Vorgänge: die Bundeslade von Priestern
getragen, das Passahmahl vor dem Wegzug aus Aegypten, und das Mannasammeln
in der Wüste. Auch der in konischer Form sich aufbauende Deckel des Ciboriums
ist mit silbernen Reliefscenen geschmückt, die wieder dem neuen Bunde entnommen
sind, nämlich: St. Johannes Baptista, als Kind seinem stummen Vater Zacharias die
Zunge lösend, und seine Mutter Elisabeth das Täuferkreuz haltend; der h. Nähr-
vater Joseph mit dem göttlichen Knaben auf den Armen; und schliesslich die h. Jung-
Monstranz
Ciborium