Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
     
    
  
  
  
  
  
   
    
   
jergfriede 
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
Zur Frage, ob der Keller des Steinhauses aus der Palatialzeit stamme, sei 
erwähnt, dass die den Ueberresten der älteren Umfassungsmauer analoge Struktur 
seines trümmerhaften Rundbogeneinganges die Wahrscheinlichkeit dieses Ursprunges 
— für dessen Zeitbestimmung das vorhandene schlichte Tonnengewölbe absolut sichere 
stilistische Handhaben nicht darbietet — keineswegs ausschliesst, zumal die Ver- 
wüstung der Kaiserpfalz durch andauernden Verfall und schonungslosen Steinraub 
mehr auf den Hochbau als auf den Tiefbau sich erstreckt zu haben scheint. Dem 
sei wie ihm wolle, gewiss ist, dass der Steinhauskeller, wie anderwärts die Raths- 
keller, eines besonderen Ansehens sich zu erfreuen hatte und noch gegen Ende des 
vorigen Jahrhunderts in hohen bacchischen Ehren stand. Diess kündet eine bisher 
auf der Wölbung des Kellerhalses angebrachte neuerlich ins Rathhaus übertragene 
Rococo-Holztafel durch folgende Reimschrift: 
Weil nichts ohn Ordnung Fann bejtehen 
So foll es richtig auch zugehen 
In diefem Reichs - Stadts- KELTER hier 
Drum höre was ich melde dir: 
Kein Sanfen Fluchen oder Schwören 
Kein Hotten- Reigen will man hören 
Kein Pfeiffen hier fich will gebühren 
Kein Faß mit Fingern anzurühren 
Derbiet das ftrenge KHELSER- RECHT 
Es jet ein Herr oder nur ein Knecht 
Alan wird dir das Band-Mleffer fchlagen 
Das mußt du mit Geduld ertragen 
Behft du befcheiden aus und ein 
So wirft du allzeit willfommen fein. 
Ad perpetuam Memoriam hic posuit hanc Tambulam 
Karl Friedrich Sollmann p. t. Keller- Meifter. 
Die Kaiserpfalz besitzt zwei Bergfriede, rother und blauer Thurm genannt. 
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Die Bezeichnung der Wehrthürme nach Farben kommt auch an anderen Orten vor 
und wird bald aus der Natur des Bausteinmateriales (Buntsandstein, Basalt, bläulicher 
Kalkstein), bald aus der Beschaffenheit der Bedachung (Ziegel, Schiefer) erklärt. 
Lässt man diese Unterscheidung gelten, so würde einerseits der Name des Wimpfener 
rothen Thurmes von dessen verschwundener Ziegelbedachung herrühren, da sein 
Baumaterial nicht roth ist, sondern theils aus geblichem Sandstein, theils aus hellem 
Kalktuff besteht, während anderseits das Attribut des blauen Thurmes auf dessen 
bläuliches Kalksteinmaterial zurückzuführen wäre. Diese Benennung stammt übrigens 
nicht aus der Erbauungszeit der beiden Bergfriede, nicht einmal aus dem späteren 
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