164 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
stand hinzutritt, dass die aus dem Schluss des vorigen Jahrhunderts stam-
mende Umgestaltung der ehedem durchweg gothischen Gebäudegruppe nach da-
maliger Geschmacksrichtung mehr in profanem als sakralem Stilcharakter ge-
schah. (Fig. 85).
Dem hl. Geist, dem Tröster der Kranken und Betrübten, wurden schon in
früher Zeit zahlreiche Hospize und Hospitalkirchen jenseits wie diesseits der Alpen
geweiht. Der Ausgangspunkt dieser Gründungen war Rom, _wo seit dem 8. Jahr-
hundert fremde Pilger verschiedener Nationen im Borgostadttheil unweit der St. Peter-
basilika Niederlassungen mit Kirchen und Wohlthätigkeitsanstalten errichtet hatten,
unter denen diejenige der Sachsen (d. h. Angelsachsen, Engländer Hospitium Sanctı
Fig. 85. Wimpfen a. B. Ehemal. Hospital zum h. Geist.
Blick von Nordost.
Spiritus in Saxia (italienisch Sassia) hiess.*) Mit der Zeit nahm das Sachsenhospiz
an Bedeutung und Umfang in einem Grade zu, dass die ansehnliche Gebäudegruppe
den Namen Vicus Saxonum, Sachsenviertel, erhielt. Aus dieser Stiftung ist die auf
dem gleichen Grund und Boden errichtete, aus Krankenhaus, Irrenanstalt und Findel-
haus bestehende, an Grösse thatsächlich einem Stadtviertel vergleichbare berühmte
Musteranstalt des heutigen Ospedale di San Spirito hervorgegangen. An Stelle der
Ritter und Hospitalbrüder, mit denen das römische Mutterhaus ursprünglich besiedelt
war, traten im Beginn des 13. Jahrhunderts Religiosen aus dem Orden der regulirten
Chorherrn des h. Augustinus unter Beibehaltung des alten Hospiznamens vom heiligen
Geist. Zu den um diese Zeit von Rom aus gegründeten deutschen Tochternieder-
lassungen scheint das Wimpfener h. Geisthospital anfänglich noch nicht gehört zu
haben. Denn in einer von Kaiser Friedrich II bestätigten Schenkungsurkunde des
hohenstaufischen Burgmannes Wilhelm von Wimpfen aus dem Jahre 1238 erscheint
die Anstalt unter dem Namen Hospitium Sancti Joannis Baptistae, Johanneshospiltal.
*) Würdtwein, Monasticum Wormaliense,;, Handschrift in Heidelberg.