176 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
nebst Wappenschmuck auf den Beginn des 18. Jahrhunderts deuten. Die beiden
Thorpfeiler sind auch dadurch beachtenswerth, dass ihre Bossage-Werkstücke mit
verschiedenen vertikalen Einschnitten, sogenannten Längsrillen bedeckt sind, der-
gleichen vielfach an kirchlichen und profanen Bauten des Mittelalters vorkommen.
Der in Rede stehende Fall zeigt, dass Längsrillen auch dem Barocco nicht fremd
sind. Die Erscheinung ist wohl geeignet, die Ansicht Derer in’s Wanken zu bringen,
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Fig. 95. Wimpfen a. B.
Fenster eines romanischen Hauses in der Schwibbogenstrasse.
welche die Längsrillen ausschliesslich für das Mittelalter beanspruchen. Was ist
nicht schon Alles über den Gegenstand gesagt und geschrieben worden! Offenbar
geschieht des Guten zuviel, wenn man diese völlig kunstlosen Einritzungen an
Portalen, Pfeilern, Sockeln u. dgl. mit mysteriösem Schleier zu umhüllen sucht.
Unseres Erachtens handelt es sich hier entfernt nicht um tiefsinnige, wohl gar runen-
hafte Zeichen. Man wird vielmehr das Richtige treffen, die Entstehung der Längs-
rillen einfach dadurch zu erklären, dass sie infolge Benützung der Werkstücke als
Wetzsteine zum Schärfen von Messern und anderen spitzigen Geräthen weniger ab-
sichtlich als vielmehr zufällig entstanden sind.
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