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WIMPFEN I. TH. 227
Nischen der vier flankirenden Strebepfeiler sind ebenfalls nur zwei Statuen zur
Ausführung gekommen; sie zieren das östliche Pfeilerpaar. In der einen Figur
tritt ein heiliger Pilger (St. Jakobus d. Ä.?) auf, mit ausdrucksvollen, asceti-
schen Gesichtszügen, an der Seite eine muschelverzierte Tasche tragend; die an-
dere Statue ist durch schwere Schädigung des Hauptes unkenntlich geworden; nur
der Rumpf blieb unverletzt und wirkt bedeutsam durch vortrefllichen Wurf der
Gewandhülle.
Ueberhaupt sind es in erster Linie die Draperieen, worin die künstlerischen
Vorzüge der Thalwimpfener Fassadenskulpturen gipfeln. Hier ist Adel und Schön-
heit mit gereiftem Stilausdruck in hohem Grade verbunden. Ueberall wogt die
Faltenanordnung einfach und massvoll, ohne alle Verkünstelung oder gesuchte Be-
rechnung auf verblüffende Wirkung, so dass einzelne dieser Gewandfiguren — wir
sprechen das Wort in voller Ueberzeugung aus — den Vergleich mit den Draperieen
der Antike sehr wohl aushalten können. Die Unscheinbarkeit des rauhen Sandsteines
trägt leider viel dazu bei, dass manche Betrachter, deren Auge durch den gleissenden,
feinkörnigen Marmor wohlgeschützter Museumsantiken verwöhnt ist, den allen Ele-
menten preisgegebenen Skulpturen des Mittelalters geringe Beachtung schenken.
Auch hat die effektvolle Behandlung der spätrömischen Antiken — und diese sind es
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ja, die zumeist die öffentlichen Sammlungen füllen — gegenüber der Ruhe in den
Werken der frühgothischen Plastik einen wesentlichen Antheil an jener ablehnenden
Haltung. Wer es aber über sich gewinnen kann, der heimathlichen Kunstübung
dieser Epoche vorurtheilsfrei und liebend nachzugehen, wird gar bald in den Wimpfener
Statuen, der oben gerügten Mängel ungeachtet, einer Fülle von Schönheit begegnen
und insbesondere die staunenswerthe Sicherheit des in den Draperieen waltenden Stil-
gefühles rückhaltlos anerkennen, das in dem kundigen Beschauer die Erinnerung an
die Portalskulpturen der Dome zu Reims und Amiens, aber auch an die herrlichen
(Gewandstatuen der Strassburger Münsterfassade wachruft.
Ueber den Urheber der geschilderten architektonisch ornamentalen und figür-
lich plastischen Ausstattung des Fassadenwerkes enthält der mehrfach angezogene
Bericht des Burchardus de Hallis (s. o. S. 203 u. 204) nähere Auskunft, indem er den aus
Frankreich zurückgekehrten /atomus als Verfertiger der Heiligenstatuen und Einzel-
formen an Säulen und Fenstern bezeichnet. Dass der berufene Werkmeister auch
auf dem Gebiet der höheren Plastik als hervorragender Künstler sich bewährt hat,
kann nicht befremden. In jener Zeit schaffensfreudigen, vielverheissenden Kunstauf-
schwunges schien es nur eine Kunst zu geben, d.h. es wurde als etwas ganz Selbst-
verständliches angesehen, dass der Bautechniker gleich schöpferisch in der Plastik
war und auch mit Pinsel und Palette umzugehen verstand. Wenn dann der Chronist
noch zu der Bemerkung sich veranlasst fühlte, der Künstler habe die Wimpfener
Skulpturen multo sudore, also im Schweisse seines Angesichts vollführt, so mochte
diess mit dem Umstand zusammenhängen, dass ihm die Bearbeitung des spröderen
heimischen Gesteines ungleich grössere Anstrengung auferlegte als das leichtere
bildsamere Material, womit sein Meissel in den französischen Bauhütten sich vertraut
gemacht hatte, ein Material, das zudem die Eigenschaft besitzt, nach der Versetzung
ins Freie, mit den Jahren an Härte zuzunehmen.
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