Konsolen-Hoch-
reliefbildniss
Langhaus
Aeusseres, Süd-
fronte
Strebepfeiler
und Strebebögen
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EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
ausgestatteten Südfassade scheint ein unterlebensgrosses Hochreliefbildniss zu sein,
das an einer Fialenkonsole in der Ecke des südwestlichen Strebepfeilerpaares, auf gleicher
Höhe mit den Pfeilernischen und den Arkaturgiebeln angebracht ist. (Fig. 130.) Vor
einem Blätterbüschel sieht man einen jungen Mann in sitzender Haltung mit über-
schlagenen Beinen und zwanglos darauf gestützten Händen. Das bartlose Antlitz mit
dem Ausdruck frohmüthiger, selbstzufriedener Stimmung in den Zügen ist nach vorn
geneigt und scheint die Beschauer seines Werkes zu fragen: Hab’ ich's gut gemacht?
Sollen wir eine Antwort auf diese Frage
dass es dem lato-
mo — denn diesen
glauben wir in der
Figur erkennen zu
sollen — gelungen
ist, Architektur und
Plastik zu einem
reichen und glän-
zenden Ganzen an
der Schauseite der
Stiftskirche zu ver-
einigen. Derartige
Baumeisterbildnisse
sind in der Architek-
tur des Mittelalters
keine seltene. Er-
scheinung; am häu-
figsten kommen sie
in der Spätgothik
Fig. 130. Wimpfen im Thal,
Ritterstiftskirche St. Peter. Konsolen-Hochrelief des ung,
Meisters der Schauseite.
geben, so kann sie nur dahin lauten,
vor; für die Früh-
gothik darf viel-
leicht das Wimpfe-
ner Hochrelief die
Priorität beanspru-
chen. Eingegenun-
sere Deutung des
Steinbildes spre-
chendes Argument
könnte vielleicht in
dem Umstand ge-
funden werden,dass
die vom Steinfrass
geschädigte Skulp-
tur, mit Ausnah-
me der barettarti-
gen Kopfbedeck-
gewandlos zu
sein scheint. *)
Das Langhaus gliedert sich nach basilikaler Anordnung, wie bei Erörterung
der Plananlage angedeutet, in hohes Mittelschiff und zwei niedrige Seitenschiffe. Die
Umfassungsmauer des Mittelschiffes ist an Höhe dem Hauptchor gleich; die Höhe der
Seitenschiffe beträgt 8,50 m. Auf der südlichen Aussenseite begleitet der die Ost-
partie und den Transsept umgürtende
Sockel den Bau bis zu dessen Abschluss an
der Flucht der westlichen Thurmfassade, während das Kaffgesimse, nachdem es sich
an der Schauseite todtgelaufen, erst an der Fenstersohlbank des Nebenschiffes wieder
anhebt und mit Umschliessung der Strebepfeiler an der Westfronte endet. Das
blätterreiche Kranzgesimse des Nebenschiffes lässt seinerseits die Strebepfeiler frei,
die in drei Absätzen ohne Verjüngung über dem Dachrand ansteigen und in ge-
giebelte leere Nischen übergehen.
Auf den Giebelrücken erheben sich aus neuester
*) Die gleich dem sprüchwörtlichen Veilchen wenig beachtete Figur ist noch nicht in die
allgemeine Kenntniss gedrungen.
verständliches Liniengewirre vegetativer Gebilde vertreten. Den Hinweis
Auf den Stuttgarter Blättern ist sie durch ein willkürliches, un-
auf das heitere Relief-
bildniss verdanken wir dem in der Kunstarchäologie der alten Reichsstadt gründlich bewanderten
Hrn. Gottschick, Salinen-Kassier zu Wimpfen, — Die in Fig. 130 gegebene Abbildung ist nach
einer Original-Federzeichnung des Malers Phil. Otto Schaefer, Sohn des Verfassers, angefertigt.
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