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WIMPFEN A.B.
Mitten in der Zeit dieser Wirren machte sich das Bedürfniss nach einer Um-
gestaltung der Verwaltungsbehörden Wimpfens geltend. Unter Kaiser Karl V
erfolgte im Jahre 1546 eine Erneuerung der Administration, wonach die Reichsstadt
in vier Gruppen getheilt wurde : das Kirchenviertel, das Burgviertel, das Seeviertel
und das Hospitalviertel. Ausser den drei Bürgermeistern, die abwechselnd die Geschäfte
zu führen hatten, amtirten zwei Beigeordnete, die mit der Bürgermeistertrias den
geheimen Rath bildeten. Daneben tagte der kleine Rath, welcher aus den fünf Mit-
gliedern des geheimen Rathes und zehn anderen Räthen sich zusammensetzte. In
besonders wichtigen Fällen wurde der kleine Rath durch zwölf Beisitzer verstärkt,
wodurch der grosse Rath in’s Leben trat, eine Behörde, die sämmtliche der Reichsstadt
zustehenden Grewalten ausübte. Diese Verfassung blieb mit geringen Abänderungen
in Kraft bis zur Auflösung des deutschen Reichsverbandes.
Mit dem dreissigjährigen Kriege brachen die traurigsten Zeiten über die Stadt
Wimpfen herein, an deren Namen die vor ihren Mauern geschlagene blutige Schlacht
vom 6. Mai des Jahres 1622 geknüpft ist. Die Bewohner litten furchtbar unter den
die Katastrophe begleitenden Bedrängnissen. Achnliche Schicksale brachten die
folgenden Jahre, in denen die Truppendurchzüge der kämpfenden Parteien die Stadt
andauernd schwer heimsuchten: Heeresmassen der Liga und der Union, schwedische
und französische Kriegsvölker. Sogar Belagerung, Beschiessung und Brandschatzung
hatte die unglückliche Stadt zu erleiden, deren Wohlstand durch die verhängniss-
vollen Prüfungen von Grund aus zerstört wurde. Als endlich der heissersehnte
Friede kam, sah er in der Stadt nichts als Trümmer. Was blieb da noch für das
Kunstleben zu erhoffen? Die Antwort auf diese Frage gibt unser klarsehender
Schiller in seiner Huldigung der Künste, indem er dem Genius die allgemeingiltigen
Worte in den Mund legt: Wo die Waffen erklirren mit eisernem Klang, wo der
Hass und der Wahn die Herzen verwirren, wo die Menschen wandelı in ewigzem
Irven, da wenden wir flüchtig den eilenden Gang. So ist die Sonne der Kunst in
Wimpfen untergegangen, um sich nie wieder zu den früheren Triumphen zu erheben.
Wie weit es überhaupt mit dem Elend und der Noth der Reichsstadt durch den
unseligen Bruderkrieg gekommen war, erhellt aus einem im Jahre 1650 an den Kaiser
gerichteten Bittschreiben des Rathes um zeitweiligen Erlass der Abgaben. In diesem
Schriftstück wird der Klage Ausdruck gegeben, dass die Bürger im Falle der Nicht-
gewährung gezwungen sein würden, in das bittere Exilium zu wandern, da sie nichts
besässen als die halb eingefallene und mit Gras bewachsene Stadt, deren Bewohner
gänzlich verarmt seien. Und aus einer im Jahre 1656 an den Herzog Fberhard von
Württemberg gerichteten Bittschrift des reichsstädtischen Rathes um Beisteuer zur
Wiederherstellung der geschädigten Bauten und Befestigungen Wimpfens möge
Folgendes hervorgehoben sein:
Es ist leider weltkundig, welchermaassen wir von Anfang des vieljährigen deutschen Krieges
und hernach je mehr von vielerlei, so Freunds als Feinds Völkern grausamlich überfallen, an allen
Mitteln äusserst erschöpft, jämmerlich geängstiget und endlich totaliter ruiniret worden, sintemal
uns eine starke übermässig Einquartierung nach der anderen, ohne einig Respiration härtiglich
betroffen, und dabei die unerschwinglichen Contributionsauflagen, nicht nur die Burgerschaft bis auf
Mark und Bein gründlich aufgesogen, sogar das gutentheils vor Hunger und Kummer verschmachten,
viele ihr Brot ausser der Stadt gesucht, theils an der entstandenen abscheulich Infection jämmerlich