Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

     
   
   
  
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
    
  
       
    
    
   
  
   
    
  
  
  
   
   
   
    
   
  
  
    
     
  
  
     
   
  
     
  
   
  
   
   
   
  
    
   
  
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Ecce panis angelorum, Chriften, feht die Engelfpeife, 
Factus cibus viatorum: Brod der Pilger auf der Reife, 
Vere panis filiorum, Wahres Brod den Kinderfreife, 
Non mittendus canibus. Lücht den Hunden wirf es hin. *) 
Das Sacellum ist im Grundriss quadratisch. An den Ecken stehen schlanke 
Bündelsäulchen mit Spiralbasamenten und dicht belaubten Kapitälen, die einen quellend 
reichen, von bossenbesetzten Fialen, geschweiften Spitzbögen, dicht gereiheten Kreuz- 
blumen und unruhigen Durchkreuzungen umkränzten Baldachin tragen. Zwischen 
den Bündelsäulchen ist ein schmiedeisernes, aus Stäben und Ringen gefügtes, ver- 
schliessbares Gitter ausgespannt, dessen Maschen den Blick in’s Innere des kleinen 
Heiligthumes frei lassen. Aus dem Baldachin erhebt sich eine Fiale mit naturalistischem 
Astwerk auf den Flächen und Giebelstellungen in den Formen des sogen. Eselssattels 
und Frauenschuhes. Dann folgt eine Verlängerung des Fialenleibes mit gesäultem 
Nischenpaar, worin zwei Wappenschilde, von denen das eine ohne Bild ist, das andere 
einen stark belaubten Baum im Felde zeigt; darüber lagert wiederum ein Baldachin 
mit Eselsrücken und Frauenschühlein. Bis dahin ist der schlanke Baukörper 
harmonisch entwickelt und meisselfertig durchgeführt. Der nun folgende Fialenriesen 
kann dieses Lob nicht beanspruchen. Sein Aufbau ist derb, den Bossen fehlt es an 
Leichtigkeit und auch die krönende Kreuzblume lässt an bewegtem Leben zu wünschen 
übrig. Im Ganzen genommen ist das Sakramentshäuschen ein sprechendes Zeugniss 
für die sich nicht genug thuende Zierlust der Spätgothik kurz vor ihrem Erlöschen 
angesichts der siegreich vordringenden Kunst der Renaissance. 
Eine ebenso stiltüchtige wie technisch gediegene Leistung der Holzplastik und 
Kunstschreinerei aus der Zeit der Erbauung der Stiftskirche ist das Chorgestühl, 
bestehend in einem Celebranten-Sedile und zwei Sitzreihen für die Stiftsgeistlichkeit. 
Das Gestühl gehört zu den vorzüglichsten Leistungen dieser Art und steht in seiner 
ganzen Erscheinung hinter keinem ähnlichen Werk der Frühgothik zurück. Bewährt 
sich der unbekannte Meister schon im Aufbau, so gesellt sich zur Harmonie der 
struktiven Anordnung auch eine bemerkenswerthe figurale und ornamentale Aus- 
stattung. 
Das Celebranten-Sedile (Fig. 151) — 4 m hoch, 3,15 m breit — ist ein 
Dreisitz, mit erhöhter Sella in der Mitte für den bei feierlichem Festgottesdienst funk- 
tionirenden Priester und zwei seitlichen Ministrantenstühlen für den Diakon und Sub- 
diakon. Das Material ist Eichenholz. Die drei Sitze sind an den Vorderflächen mit 
sechsblätterigen Reliefrosetten verziert. An der Rückwand baut sich eine Blend- 
arkatur von gesäulten Pfosten auf, deren mittlere Giebelung durch eine reiche 
Maasswerkrosette, die Nebenbögen aber durch Dreipässe ausgefüllt sind. Oberhalb 
der Rückwand schliesst ein seitlich gegiebelter nach vorn bogenförmig ausladender 
Baldachin das Gestühl ab. An den Flanken treten zwei skulptirte Wangen vor, von 
denen die eine in durchbrochenen Schwingungen vegetative Ornamente enthält, wäh- 
rend die Kanten der anderen Wange von einer symbolischen Thiergruppe in folgender 
Weise belebt sind. Eine Taube schaut ängstlich auf einen Löwen herab, der einen 
* 
*) Nach der metrischen Uebersetzung von P. A. Schott. 
Chorgestühl 
Celebranten- 
Sedile 
   
	        
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