Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
Transsept 
Vierungs- 
pfeiler 
Statuen 
  
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
unter rohem Lackanstrich zu Tage trat, besteht aus prächtigen, der Teppichwirkerei 
entlehnten geometrischen und pflanzenartigen Motiven auf schwarzem Grunde: eine 
wahre Fundgrube für den Ornamentisten. (Fig. 157.) Das Thalwimpfener Chorgestühl 
gehört mit den Chorstühlen zu Xanten am Niederrhein und zu Seligenpforten in der 
Oberpfalz zu den ältesten Leistungen gothischer Holzschnitzkunst in Deutschland; es 
lässt einen Rückschluss zu auf die Kunstherrlichkeit des verschwundenen holzplastischen 
Tabernakel-Aufsatzes des Hochaltares, dessen 
noch vorhandene Steinmensa in ihrer dem Ge- 
stühl verwandten Arkatur und Rosettenzier 
den Grundton zu dem anschlägt, was man 
sich in idealer Ergänzung des Aufbaues hin 
zu zu denken hat. 
Das Querschiff, der Transsept, be- 
steht aus der Vierung nebst dem südlichen 
und nördlichen Flügel oder Kreuzarm. Die 
Maassverhältnisse des Gesammtbautheiles sind 
infolge der theilweise unsymmetrischen Axen 
stellungen und der dadurch bewirkten Ver- 
schiebung der Jochvierecke nicht überall gleich. 
Die Breite beträgt zwar durchweg 8,30 m; da 
gegen steigt die Länge des Transsepts, welche 
an der Chorseite 26,75 m beträgt, auf 27,30 m 
an der Seite des Schiffkomplexes. 
Des Vierungsraumes wurde als Be- 
standtheil des Chores bereits oben gedacht. 
Es bleibt an dieser Stelle nachzutragen, dass 
das westliche Bündelpfeilerpaar welches den 
Uebergang zum Hochschiff vermittelt, die näm 
liche Gliederung in alte und junge Dienste 
und die gleiche Laubkapitälbildung aufweist 
wie die östlichen Vierungspfeiler. Auch wieder 
fig. 156. Wimpfen im Thal. holt sich hier die plastische Ausstattung an den 
Ritterstiftskirche St. Peter. 
5 vorspringenden Dreiviertelsäulen, die mit je zwei 
Löwe und Satan am Chorgestühl. 
Statuen geschmückt sind. Ueber den beiden 
östlichen Figuren sieht man ähnliche Absidialbaldachine wie an den Chorstatuen. Kein 
Zweifel, dass diese Baldachine aus frühgothischer Zeit und aus der Werkstatt des 
artifex lapicida stammen. Die darunter stehenden Heiligengestalten sind jedoch spätest- 
gothischen Ursprunges, somit zweihundert Jahre jünger; die Attribute Lindwurm und 
Pfeilgeschosse charakterisiren dieselben als St. Margaretha und St. Sebastianus. Ob 
frühgothische Figuren ihnen Platz machen mussten? Wir wissen es nicht, wagen 
aber die Gegenfrage aufzuwerfen, ob nicht die oben beschriebene vortreffliche Statue 
des Gerichtsengels nebst einem verschwundenen Pendant unter jenen Baldachinen 
gestanden haben könnten, eine Wahrscheinlichkeit, die weder stilistisch noch liturgisch 
ausgeschlossen erscheint. Die beiden anderen spätgothischen Skulpturen stellen
	        
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