Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
    
  
  
   
  
     
    
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
   
    
    
    
  
  
  
   
    
   
   
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WIMPFEN I. TH. 258 
St. Katharina mit dem Schwert und St. Agnes mit dem Lamm dar. Sämmtliche vier 
Statuen zeigen graziöse Bewegungsmotive. Sie sind polychromirt; die Meisselführung 
deutet auf Holzplastik. Durchweg begegnet man sehr achtbaren Künstlerhänden, 
mag immer der Wurf der Gewänder in brüchige und knitterige Falten verlaufen, 
eine Manier, die das letzte Stadium gothischer Bildkunst kennzeichnet. Nicht mit 
Unrecht wird die ursprüngliche Bestimmung der Figuren als Altarstatuen vermuthet. 
Fine jetzt auf der Mauerschranke des nördlichen Chorgestühles stehende kleinere 
Figur des h. Sebastianus zierte bis in die neueste 
Zeit einen jener Altäre. Die holzplastische Statuette 
zeigt den an einen Baumstamm gefesselten jugend- 
lichen Martyrer von Pfeilen durchbohrt. Spuren von 
Bemalung auf Leinwandgrund sind deutlich erkenn- 
bar. Das hinter dem Baumstamm aufragende An- 
tonius- oder Taukreuz stammt ebenfalls aus älterer 
Zeit, steht jedoch zur Sebastianus-Statuette in keiner 
Beziehung. 
Die Kreuzarme oder Transseptflügel des Kreuzarme 
(sotteshauses zerfallen in je zwei rechteckige Joche 
mit Kreuzgewölben auf Halbbündelpfeilern, leicht 
gekehltem Rippenwerk und Schlusssteinen, die von 
üppigem Laubornament umrankt sind. Den beiden 
äusseren Jochen liegen gen Ost Polygonapsiden 
oder Nebenchöre in Gestalt von Kapellen vor, deren 
Aussenarchitektur (s. o. S. 217) bereits besprochen 
wurde. Das Innere dieser kleinen Heiligthümer zeigt 
strahlenförmige Rippenwölbungen, die über schlan- 
ken Wandsäulen mit zierlichen Büschelkapitälen auf 
steigen. Der Schlussstein der Südkapelle enthält das 
Reliefbild des symbolischen Lammes mit der Sieges- 
fahne auf dem Arm des Täufers Johannes. 
  
Der südliche Kreuzflügel empfängt einen Strom Südlicher 
Fig. 155. Wimpfen im Thal. Kreuzflügel 
Ritterstiftskirche St. Peter. 
Geflügelter Drache am Chorgestühl. 
von Licht durch das an der Schauseite befindliche 
grossräumige Fenster, unter dessen Sohlbank eine 
Blendarkatur mit reichem Ahornblattsims hinläuft. 
Der Altar in der Apsis hat seine ursprüngliche Mensa bewahrt; der darauf stehende, 
erst vor wenigen Jahren aus dem »Gerümpel« wieder hervorgeholte Schrein gehört 
jedoch sammt seiner dicht gedrängten Vegetativ-Ornamen- 
tation der Spätgothik an, was durch die der Rückseite des (7 
Schreines aufgemalte Jahreszahl 1504 in der Schreibung 
bestätigt wird. 
Inmitten des Schreines hat eine augenscheinlich nicht dafür komponirte vortreff- 
liche holzplastische Statue der h. Mutter Anna Platz gefunden. (Fig. 158.) Die St. Anna-Statue 
Tracht der heiligen Frau gibt das Bild einer würdigen Matrone aus der Wendezeit 
des 15. und 16. Jahrhunderts. Das fein profilirte Haupt ist geneigt und schaut ge- 
  
 
	        
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