Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

WIMPFEN 1. TH. 
umflossene Heiligengestalten. Auch in die Rosetten der grossen Prachtlichtöffnung des 
Transsepts wurden bei deren Erneuerung in den fünfziger Jahren einige alte Bunt- 
scheiben symbolischen und heraldischen Inhalts eingefügt: das Lamm Gottes, der 
Schlüssel des Hochstifts Worms und das aus drei weissen, beziehungsweise silbernen 
Schilden bestehende Wappen der Dynasten von Weinsberg. Ausser den Bischöfen 
von Worms als Schutzherren des Ritterstiftes gehörte hiernach das Geschlecht Weins- 
berg, dessen Betheiligung am Bau des Dominikanerklosters S. 89 gedacht wurde, 
ebenfalls zu den Gönnern des Thalwimpfener Monasteriums, als dessen Prior Engel- 
hard von Weinsberg im Beginn des 14. Jahrhunderts erscheint. — Die sonstige bunte 
Verglasung des Prunkfensters ist moderne Arbeit. 
Neben der Apside tritt ein schlanker Polygonbau mit steinernem Zeltdach in den 
Innenraum des Kreuzarmes vor; es ist das Treppenhaus, in welchem eine Wendel- 
stiege aus der Sakristei zu dem darüber liegenden Zither oder 
Schatzkammer führt. Die Jahreszahl 1492 in der Schreibung 
bekundet die spätgothische Entstehung. Geregeltes, bandar- 
tires Blendmaasswerk, dessen stilreine Passformen eine sel- 
  
tene Erscheinung im Niedergangstadium der Gothik sind, um- 
eibt den thurmartigen Anbau auf etwa halber Höhe, dicht unter der Kehlung eines 
Simszuges. — Eine Nische im Mauerwerk der Chorschranke enthält eine kleine 
Pietasgruppe aus dem Uebergang vom 14. in’s 15. Jahrhundert. Der Leichnam 
Christi gewährt den unerfreulichen Anblick herber Todesstarre; Maria, ein rührendes 
Bild der Ergebung, schaut mit dem Ausdruck tiefer Wehmuth auf den entschlafenen 
Sohn herab. Die Bewegungen im Gefälte des Schleiers und Mantels der Madonna 
sind tadellos. Neben der Gruppe führt eine Pforte in den Chorraum. An der 
Fichenholzthüre ist nur das Schloss neu. Ein stilisirtes Löwenhaupt mit Ring im 
Rachen und das übrige Beschläge ist frühgothischen Ursprunges. 
Die Apside des nördlichen Kreuzflügels steht durch ihre Profanirung in 
bedauerlichem Gegensatz zu dem der Gottesverehrung dienenden südlichen Neben- 
chor. Zwar sind die architektonischen Einzelformen leidlich erhalten geblieben; die 
Säulenkapitäle erfreuen durch quellendes Laubwerk und der Schlussstein im Scheitel 
der Wölbung hat seine plastische Zier in Gestalt eines bartlosen heiligen Hauptes 
mit dem Kreuznimbus bewahrt. Vom Altar hingegen ist nur noch die Mensa vor- 
handen; der Oberbau liegt in Trümmern. — Die Schmalseite des Transsepts ist von 
drei Rundfenstern durchbrochen, die nur spärliches Licht verbreiten. Die Säulen 
an der nach dem Kreuzgang sich öffnenden Spitzbogenthüre prangen in einem Kapitäl- 
schmuck von meisselfertig gearbeiteten Epheublättern. — Darüber bemerkt man an 
dem über dem Kreuzgang gelegenen Konventssaal eine Pforte, die ehedem auf eine 
Empore führte, wovon nur noch geringe Kragsteinreste sichtbar sind. — Aehnliche 
Kragsteinspuren sieht man am Untergeschoss der den Kreuzarm begrenzenden Süd- 
seite des nördlichen Chorthurmes an einer Stelle, wo ehedem eine Stiege die Ver- 
bindung mit einem Rundbogeneingang des Thurmes vermittelte. — Infolge eines 
modernen Bodenbelages der Kirche wurde der Estrich des nördlichen Transseptflügels 
ein Sammelort zahlreicher, bis dahin die Grüfte im Langhaus und Chor deckender 
Grabplatten, wodurch der schon an und für sich düstere Raum die ergreifende 
Pe 
17 
Treppenhaus 
Pietas 
Nördlicher 
Kreuzflügel 
Grabplatten 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
	        
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