WIMPFEN 1. TH.
umflossene Heiligengestalten. Auch in die Rosetten der grossen Prachtlichtöffnung des
Transsepts wurden bei deren Erneuerung in den fünfziger Jahren einige alte Bunt-
scheiben symbolischen und heraldischen Inhalts eingefügt: das Lamm Gottes, der
Schlüssel des Hochstifts Worms und das aus drei weissen, beziehungsweise silbernen
Schilden bestehende Wappen der Dynasten von Weinsberg. Ausser den Bischöfen
von Worms als Schutzherren des Ritterstiftes gehörte hiernach das Geschlecht Weins-
berg, dessen Betheiligung am Bau des Dominikanerklosters S. 89 gedacht wurde,
ebenfalls zu den Gönnern des Thalwimpfener Monasteriums, als dessen Prior Engel-
hard von Weinsberg im Beginn des 14. Jahrhunderts erscheint. — Die sonstige bunte
Verglasung des Prunkfensters ist moderne Arbeit.
Neben der Apside tritt ein schlanker Polygonbau mit steinernem Zeltdach in den
Innenraum des Kreuzarmes vor; es ist das Treppenhaus, in welchem eine Wendel-
stiege aus der Sakristei zu dem darüber liegenden Zither oder
Schatzkammer führt. Die Jahreszahl 1492 in der Schreibung
bekundet die spätgothische Entstehung. Geregeltes, bandar-
tires Blendmaasswerk, dessen stilreine Passformen eine sel-
tene Erscheinung im Niedergangstadium der Gothik sind, um-
eibt den thurmartigen Anbau auf etwa halber Höhe, dicht unter der Kehlung eines
Simszuges. — Eine Nische im Mauerwerk der Chorschranke enthält eine kleine
Pietasgruppe aus dem Uebergang vom 14. in’s 15. Jahrhundert. Der Leichnam
Christi gewährt den unerfreulichen Anblick herber Todesstarre; Maria, ein rührendes
Bild der Ergebung, schaut mit dem Ausdruck tiefer Wehmuth auf den entschlafenen
Sohn herab. Die Bewegungen im Gefälte des Schleiers und Mantels der Madonna
sind tadellos. Neben der Gruppe führt eine Pforte in den Chorraum. An der
Fichenholzthüre ist nur das Schloss neu. Ein stilisirtes Löwenhaupt mit Ring im
Rachen und das übrige Beschläge ist frühgothischen Ursprunges.
Die Apside des nördlichen Kreuzflügels steht durch ihre Profanirung in
bedauerlichem Gegensatz zu dem der Gottesverehrung dienenden südlichen Neben-
chor. Zwar sind die architektonischen Einzelformen leidlich erhalten geblieben; die
Säulenkapitäle erfreuen durch quellendes Laubwerk und der Schlussstein im Scheitel
der Wölbung hat seine plastische Zier in Gestalt eines bartlosen heiligen Hauptes
mit dem Kreuznimbus bewahrt. Vom Altar hingegen ist nur noch die Mensa vor-
handen; der Oberbau liegt in Trümmern. — Die Schmalseite des Transsepts ist von
drei Rundfenstern durchbrochen, die nur spärliches Licht verbreiten. Die Säulen
an der nach dem Kreuzgang sich öffnenden Spitzbogenthüre prangen in einem Kapitäl-
schmuck von meisselfertig gearbeiteten Epheublättern. — Darüber bemerkt man an
dem über dem Kreuzgang gelegenen Konventssaal eine Pforte, die ehedem auf eine
Empore führte, wovon nur noch geringe Kragsteinreste sichtbar sind. — Aehnliche
Kragsteinspuren sieht man am Untergeschoss der den Kreuzarm begrenzenden Süd-
seite des nördlichen Chorthurmes an einer Stelle, wo ehedem eine Stiege die Ver-
bindung mit einem Rundbogeneingang des Thurmes vermittelte. — Infolge eines
modernen Bodenbelages der Kirche wurde der Estrich des nördlichen Transseptflügels
ein Sammelort zahlreicher, bis dahin die Grüfte im Langhaus und Chor deckender
Grabplatten, wodurch der schon an und für sich düstere Raum die ergreifende
Pe
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Treppenhaus
Pietas
Nördlicher
Kreuzflügel
Grabplatten