Südliche Sakristei
Plastisches
und Meiallo-
technisches
Liturgische
Geräthe und
Gefässe
Monstranz
266 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
von so primitiver Stilisirung, dass sie älteren Werken der Giesskunst zum Verwech-
seln ähneln und man versucht sein könnte, sie für vorgothische Arbeiten zu halten.
(Fig. 162.) Die schweren Eichenthüren in den Mauerschranken zwischen Vorchor
und Transseptflügeln sind zwar mit Thürklopfern ähnlicher Art versehen, aber es
fehlt ihnen das kraftvolle, urwüchsige Stilgepräge der Löwenköpfe an den Sakristeien.
Die südliche Sakristei, welche vorzugsweise liturgischen Zwecken dient, ist
von einem Kreuzgewölbe überspannt, dessen abgefaste Rippen aus polygonen, nach
unten verjüngten Konsolen aufsteigen und in einem laubgeschmückten Schlussstein zu-
sammentreffen. Schmale spitzbogige
Mauerschlitze führen dem quadrati-
schen Raum spärliches Licht zu.
Ein halblebensgrosser Krucifixus mit
Ueberresten polychromer Behandlung
ist spätgothischen Ursprunges; das
gleiche Zeitverhältniss kommt den ne-
ben dem Kreuze stehenden, mit Knäu-
fer besetzten Messingleuchtern zu.
Infolge der Errichtung zahlreicher
Altäre im Innern der Stiftskirche hatte
sich ein reicher Schatz von litur-
gischen Geräthen und Gefäs-
sen aus Edelmetall angesammelt.
Leider ist von diesen Kostbarkeiten
gar Vieles in den Stürmen älterer und
neuerer Zeit zu Grunde gegangen.
Dieser Verlust ist um so bedauer-
licher, weil ohne Zweifel auch kunst-
volle Arbeiten eines um die Wende
des 15. und 16. Jahrhunderts zu Wim-
pfen eingesessenen Kdelmetallplasti-
Fig. 162. Wimpfen im Thal. kers im Kirchenschatz des Ritterstifts
Rilterstiftskirche St. Peter. Thürklopfer an der und wohl auch in den Schatzkammern
südlichen Sakristei. der Stadtkirche und des Dominikaner
klosters vertreten waren. Wer diesen vortrefllichen Künstler kennen lernen will,
dem rathen wir nach Altbreisach am Oberrhein zu wandern, wo das Münster St.
Stephan einen spätgothischen Reliquienschrein von bemerkenswerther Schönheit be-
sitzt. Auf den über einem Holzkern in Silber getriebenen Flächen des Reliquiars
sieht man in Reliefdarstellungen: Christus am Kreuz mit der trauernden Muttergottes
und dem Lieblingsjünger Johannes zur Seite, sowie Vorgänge aus dem Leben und Mar-
tyrium der hh. Gervasius und Protasius, deren Gebeine der Schrein umschliesst. Eine
Inschrift gibt über den Meister des Werkes mit den Worten Auskunft: Petrus Berlyn
de Wimpffina anno d. 1496. — Unter der geringen Anzahl der in der Sakristei noch
vorhandenen Stücke verdient zunächst eine 66 cm hohe, theilweise vergoldete M on-
stranz von gediegenem Silber Erwähnung. Das Werk hat die durch sämmtliche