Kapitelsaal und
Archivraum
Bildwerke
Archivraum
Todtenleuchte
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
Deutsch: /m Jahre des Herrn 1525 am Sonntag Judica strömten zu Flein
die aufrührischen Bauern zusammen, bedrohten dieses Stift mit Ruin sowie die
Geistlichkeit, den Magistrat und Alle mit dem grauenvollsten Tod. Ihr Häuptling
und Aufwiegler war Jeckleyn von.... (scil. Beckingen, jetzt Böckingen bei Heilbronn.)
Von der an dem verhängnissvollen Judica-Sonntag durch Jeckleyn verübten Brand-
schatzung des Ritterstiftes ist oben S. 200 die Rede gewesen.
Mit dem Kreuzgang stehen an dessen Westseite zwei Anbauten in Verbindung:
der Kapitelsaal und der Archivraum. (S. o. Grundriss Fig. 168.) Beide An-
bauten haben ihre Eingänge in der spätgothischen Arkadenhalle. — Abgesehen von
seiner aus zwei rippenlosen Kreuzgewölben bestehenden, an Saalecken und Lang-
wänden auf schlichten Kragsteinen ruhenden renaissancemässigen Eindeckung, ist der
Kapitelsaal an und für sich fast kunstlos zu nennen. Der Raum ist jedoch hinsichtlich
der darin befindlichen Objekte keineswegs kunstleer. Denn hier haben in neuester Zeit
zahlreiche aus der Stiftskirche stammende Kunstgegenstände und Bruchstücke von
Kunstwerken mit anerkennenswerther Sorgfalt Schutz gefunden. Unter ihnen steht
das schon im Zusammenhang mit den stilverwandten Chorstatuen S. 243 u. 244 be-
schriebene und Fig. 144 abgebildete frühgothische Steinbild eines Weltgerichtengels mit
einem Oliphantenhorn in der Linken durch seinen archäologischen und künstlerischen
Werth obenan. — Zwei etwas jüngere, kleine Himmelsboten, offene Schriftrollen tra-
gend, sind beachtenswerth durch die kraftvolle Behandlung der Draperieen, während
die Modellirung der Füsse minder gelungen ist. — Daneben liegt das beschädigte
Original des durch eine Nachbildung ersetzten Wölbeschlusssteines aus dem südlichen
Seitenschiff der Stiftskirche, mit dem Reliefbrustbild des das Schlüsselattribut haltenden
Apostels Petrus. — Auch die wurmstichigen Originalrosetten des in jüngster Zeit
stiltüchtig erneuerten Sedile im Vorchor (s. ob. Fig. 151) sind hier aufbewahrt. — Die
grimmig dreinschauenden Gestalten eines holzplastischen Löwenpaares nebst zwei mit
gothisch stilisirten Pflanzenmotiven verzierten Zifferblättern sind Ueberreste einer ehe-
dem am Südportal angebrachten Uhr.
Zum Archivraum führt eine Rundbogenpforte. Daneben enthält das Mauer-
werk eine zweitheilige Spitzbogennische mit halbzerstörtem Maasswerk; die Vergitte-
rung ist völlig verschwunden. Die Nische ist der Ueberrest einer sogen. Todten-
leuchte, d.i. eines nach alter Sitte über den Ruhestätten der Abgeschiedenen er-
richteten, das Licht des Glaubens symbolisirenden Denkmales. Das Innere des flach-
gedeckten Archivraumes, der auch als älterer Kapitelsaal angesehen wird, aber in
seinem jetzigen Zustand weder den einen noch den anderen Zweck erkennen lässt,
bietet .ein trauriges Bild von Verwahrlosung und Verödung. Ein Durchgang in
der Südwand führt in eine an das nördliche Seitenschiff der Kirche angebaute
tonnengewölbte kleine Halle, wohin Manche das ältere Archiv verlegen. Unter
dem ersten Podest der benachbarten Thurmstiege bedeckt eine von dem übrigen
Belag nicht unterschiedene und darum unauffällige Steinplatte ein enges Ver-
liess zur Bergung des Kirchenschatzes und wichtiger Stiftsdokumente in gefahr-
vollen Zeitläuften.
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