Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
Kapitelsaal und 
Archivraum 
Bildwerke 
Archivraum 
Todtenleuchte 
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
Deutsch: /m Jahre des Herrn 1525 am Sonntag Judica strömten zu Flein 
die aufrührischen Bauern zusammen, bedrohten dieses Stift mit Ruin sowie die 
Geistlichkeit, den Magistrat und Alle mit dem grauenvollsten Tod. Ihr Häuptling 
und Aufwiegler war Jeckleyn von.... (scil. Beckingen, jetzt Böckingen bei Heilbronn.) 
Von der an dem verhängnissvollen Judica-Sonntag durch Jeckleyn verübten Brand- 
schatzung des Ritterstiftes ist oben S. 200 die Rede gewesen. 
Mit dem Kreuzgang stehen an dessen Westseite zwei Anbauten in Verbindung: 
der Kapitelsaal und der Archivraum. (S. o. Grundriss Fig. 168.) Beide An- 
bauten haben ihre Eingänge in der spätgothischen Arkadenhalle. — Abgesehen von 
seiner aus zwei rippenlosen Kreuzgewölben bestehenden, an Saalecken und Lang- 
wänden auf schlichten Kragsteinen ruhenden renaissancemässigen Eindeckung, ist der 
Kapitelsaal an und für sich fast kunstlos zu nennen. Der Raum ist jedoch hinsichtlich 
der darin befindlichen Objekte keineswegs kunstleer. Denn hier haben in neuester Zeit 
zahlreiche aus der Stiftskirche stammende Kunstgegenstände und Bruchstücke von 
Kunstwerken mit anerkennenswerther Sorgfalt Schutz gefunden. Unter ihnen steht 
das schon im Zusammenhang mit den stilverwandten Chorstatuen S. 243 u. 244 be- 
schriebene und Fig. 144 abgebildete frühgothische Steinbild eines Weltgerichtengels mit 
einem Oliphantenhorn in der Linken durch seinen archäologischen und künstlerischen 
Werth obenan. — Zwei etwas jüngere, kleine Himmelsboten, offene Schriftrollen tra- 
gend, sind beachtenswerth durch die kraftvolle Behandlung der Draperieen, während 
die Modellirung der Füsse minder gelungen ist. — Daneben liegt das beschädigte 
Original des durch eine Nachbildung ersetzten Wölbeschlusssteines aus dem südlichen 
Seitenschiff der Stiftskirche, mit dem Reliefbrustbild des das Schlüsselattribut haltenden 
Apostels Petrus. — Auch die wurmstichigen Originalrosetten des in jüngster Zeit 
stiltüchtig erneuerten Sedile im Vorchor (s. ob. Fig. 151) sind hier aufbewahrt. — Die 
grimmig dreinschauenden Gestalten eines holzplastischen Löwenpaares nebst zwei mit 
gothisch stilisirten Pflanzenmotiven verzierten Zifferblättern sind Ueberreste einer ehe- 
dem am Südportal angebrachten Uhr. 
Zum Archivraum führt eine Rundbogenpforte. Daneben enthält das Mauer- 
werk eine zweitheilige Spitzbogennische mit halbzerstörtem Maasswerk; die Vergitte- 
rung ist völlig verschwunden. Die Nische ist der Ueberrest einer sogen. Todten- 
leuchte, d.i. eines nach alter Sitte über den Ruhestätten der Abgeschiedenen er- 
richteten, das Licht des Glaubens symbolisirenden Denkmales. Das Innere des flach- 
gedeckten Archivraumes, der auch als älterer Kapitelsaal angesehen wird, aber in 
seinem jetzigen Zustand weder den einen noch den anderen Zweck erkennen lässt, 
bietet .ein trauriges Bild von Verwahrlosung und Verödung. Ein Durchgang in 
der Südwand führt in eine an das nördliche Seitenschiff der Kirche angebaute 
tonnengewölbte kleine Halle, wohin Manche das ältere Archiv verlegen. Unter 
dem ersten Podest der benachbarten Thurmstiege bedeckt eine von dem übrigen 
Belag nicht unterschiedene und darum unauffällige Steinplatte ein enges Ver- 
liess zur Bergung des Kirchenschatzes und wichtiger Stiftsdokumente in gefahr- 
vollen Zeitläuften. 
2% 
kı 
ur 
en 
W 
de 
ge 
an 
un 
m: 
daı 
un 
Mc 
deı 
go 
nai 
stil 
ger 
des 
zu 
Rri
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.