\llgemeines
und
Geschichtliches
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
Ihren Höhepunkt wird aber diese Bewunderung und Freude erst dann erreichen,
wenn zur Erneuerung und Fertigstellung des Aussenbaues eine harmonische Auszier
des Inneren sich gesellt, wenn stilentsprechende Altäre, zum Ganzen stimmend, das
Gemüth erheben, wenn die Predigt von einer dem Langhause kunstgerecht sich an-
fügenden Kanzel und die Hymnen von würdigeren Emporen herab ertönen, wenn
Pfeiler, Hochwände und Kreuzgewölbe, befreit von der modernen monotonen Tünche,
wieder im Schmuck der Wandgemälde und in polychromer Ausstattung prangen,
und wenn nach den Vorbildern der entfremdeten alten Meisterwerke der Glasmalerei
_ falls letztere nicht an den Ort ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückkehren
der Zauber neuer Gebilde dieser leuchtenden Kunsttechnik dem wunderherrlichen
Gotteshaus das Gepräge höchster Vollendung verleihen wird. Hier ist ein Fall, wo
der allerbeste Meister grade gut genug ist.
Wir schliessen diesen Abschnitt mit dem Wunsche, dass bis dahin kein Unbe-
rufener — am wenigsten ein solcher von dem das Homerische Wort gilt: Vielerlei
Dinge versteht er, doch schlecht versteht er ste alle mit schlimmbessernder Hand
(Exempla sunt odiosa!) an das durch Religion, Geschichte und Kunst geheiligte
3auwerk rühre. Möge man vielmehr der beherzigenswerthen Worte eingedenk sein,
die schon Plinius Secundus der Jüngere in seinen Briefen an Maximus gerichtet:
Reverere zloriam veterem et hanc ipsam senectutem, quae,
in homine venerabilis, in urbibus et monumentis sacra est.
Nach Beissel’s Uebersetzung: Achte den Ruhm des Alters und die Zahl der
Jahre, die im Menschen ehrwürdig, an Städten und Denkmälern unverletzlich ist.
DIE. KORNELIENKIRCHE
bei Wimpfen im Thal
Von ergreifender Einfachheit ist das Bild des Aufbaues der südlich vom Flecken
Thalwimpfen, ausserhalb der Ummauerung des Ortes, an der Nordseite des Fried
hofes auf freiem Felde gelegenen spätgothischen Kornelienkirche. (Fig. 174.)
Das Gotteshaus trägt auch die Namen Marienkapelle, Liebfrauenkapelle und Tilly
kapelle. Letztere Benennung hängt mit der Ueberlieferung zusammen, wonach der
kaiserliche Feldherr Tilly den Angriffsplan zu der dem Markgrafen Georg von Baden
1692 auf dem Plateau bei Wimpfen gelieferten entscheidenden Schlacht in diesem
Gebäude entworfen haben soll. Die Bezeichnung Kornelienkirche wird auf eine wenig
verlässige Ueberlieferung zurückgeführt, die den Namen Cornelia für die Gründung
Wimpfens zu den Zeiten der Römer beansprucht. Die allein richtige Benennung
Marien- oder Liebfrauenkirche ist beglaubigt durch eine weiter unten näher zu be-
sprechende Portalinschrift, sowie durch eine Urkunde vom Jahre 1444, worin das
Gotteshaus ausdrücklich als ecclesia beatae Mariae virginis, mithin als eine der
h. Jungfrau Maria geweihte Kirche bezeichnet wird. Das Sachverhältniss bleibt un-
berührt durch den Umstand, dass die Urkunde auf einen älteren jau sich bezieht,